Werne. Für die Evakuierung Geflüchteter von den griechischen Inseln setzen sich in einem Offenen Brief an Bürgermeister Lothar Christ und Landrat Mario Löhr die Arbeitsgemeinschaft Flüchtlinge Werne e.V., die KAB St. Konrad, das Werner Bündnis gegen Rechts, Youth for Future, Diakon Michael Reckmann, Pfarrer Alexander Meese und Pfarrerin Carolyne Knoll ein. „Wir bitten Sie, sich als Bürgermeister und Landrat dafür stark zu machen, mehr Menschen aus den Camps zu evakuieren und das unsägliche Elend an den europäischen Grenzen zu beenden“, heißt es in dem Schreiben.
Als Stadtgesellschaft könne man einen kleinen Teil dazu beitragen, Menschen, die vor Verfolgung, Krieg, Hunger und Terror fliehen, hier die Perspektive auf eine menschenwürdige Zukunft zu bieten. „Werne hat Platz“, sind die Unterzeichner überzeugt.
An Landrat und Bürgermeister geht deshalb die Bitte, sich für eine Aufnahme von Geflüchteten des zerstörten Camps Moria und aus den Lagern anderer griechischen Inseln auszusprechen und einzusetzen. „Die Lage dort war bereits vor dem Brand in Moria am 8. September eine humanitäre Katastrophe. Die Gefahr eines COVID-19-Ausbruchs in dem hoffnungslos überfüllten Lager schwebte bereits seit Monaten wie ein Damoklesschwert über den Menschen dort. Sie haben zudem mit Angriffen von Neonazis und Rassist_innen zu kämpfen, die dort immer wieder Jagd auf Menschen machen“, beschreiben sie die Lage vor Ort.
Der Brand in Moria habe die dramatische Situation der BewohnerInnen der Camps lediglich für kurze Zeit zurück ins europäische Bewusstsein geholt, inzwischen verschwinde das Thema aber bereits wieder aus der Öffentlichkeit. Die europäischen Werte drohten erneut, in der Ägäis unterzugehen, heißt es weiter. Denn Tausende lebten weiterhin in überfüllten Lagern in Zelten, die dem stürmischen Wetter nicht standhielten und keine angemessene Möglichkeit böten, den Winter zu überstehen.
Diese Zustände seien nicht nur menschenunwürdig, sondern verstießen auch gegen mehrere Artikel unter anderem der UN-Kinderrechtskonvention zum Schutz der Kinder weltweit, argumentieren die Unterzeichner. Im Artikel 27 werde jedem Kind das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard, der seiner seelischen und körperlichen Entwicklung angemessen sei, zugesprochen. In den Camps hätten viele der Menschen keinen Zugang zu fließendem Wasser und anderer notwendiger Infrastruktur, um gerade auch unter den aktuellen Pandemie-Bedingungen für sich und ihre Familien sorgen zu können.