Sonntag, März 26, 2023

Jungen Geflüchteten Perspektive und Hoffnung geben

Anzeige

Wer­ne. Einen Job zu fin­den, Kon­tak­te zu knüp­fen – kurz: mehr Teil­ha­be am gesell­schaft­li­chen Leben. Das ist für jun­ge Geflüch­te­te mit Dul­dung oder Auf­ent­halts­ge­stat­tung im Alter von 18 bis 27 Jah­ren sehr schwer. Oft macht sich Per­spek­tiv­lo­sig­keit bereit. Die­sen Men­schen will das Pro­jekt „Gemein­sam durch­star­ten im Kreis Unna” hel­fen. Unter ande­rem für Wer­ne ist Teil­ha­be­ma­na­ge­rin Farah El Maa­rou­fi zustän­dig. Sie hat ihre Arbeit nun aufgenommen.

Farah El Maa­rou­fi ist 1983 in Lipp­stadt gebo­ren. Ihr Vater kam als einer der letz­ten Gast­ar­bei­ter aus Marok­ko nach Her­ne. „Mir ist es also nicht fremd, wie man sich ori­en­tie­ren muss”, meint die Stu­die­ren­de der Sozi­al­ar­beit. Sechs Jah­re war sie für den pri­va­ten Ver­ein „Wider­spruch e.V.” (Sozi­al­be­ra­tung für Erwerbs­lo­se) in Bie­le­feld tätig, arbei­te anschlie­ßend in Ber­lin mit unbe­glei­te­ten min­der­jäh­ri­gen Geflüch­te­ten und dann in der Beschwer­de­stel­le der Erst­auf­nah­me­ein­rich­tung in Unna-Mas­sen. Ange­bun­den ist sie an den AWO Unter­be­zirk Ruhr-Lippe-Ems.

- Advertisement -

In der Lip­pe­stadt betreut El Maa­rou­fi ins­ge­samt 35 Per­so­nen – 18 mit Auf­ent­halts­ge­stat­tung und 17 mit Dul­dung, dar­un­ter sind fünf Frau­en. „Die meis­ten kom­men aus Gui­nea, Nige­ria oder Afgha­ni­stan, haben kei­ne gute Blei­be­per­spek­ti­ve”, weiß sie. Und wei­ter: „Die Teil­ha­be­ma­na­ger wol­len den jun­gen Geflüch­te­ten in Sachen Qua­li­fi­zie­rung, Aus­bil­dung und Arbeits­markt hel­fen.” Frau­en hat sie beson­ders im Blick, denn die wür­den oft vergessen.

Mit Gesprä­chen auf Augen­hö­he will El Maa­rou­fi her­aus­fin­den, wo die jun­gen Men­schen ste­hen und was sie sich wün­schen. Eine Aus­bil­dung für sie zu fin­den sei schwie­rig, aber nicht unmög­lich, ist die Teil­ha­be­ma­na­ge­rin über­zeugt. „Ein Plan mit Zie­len und Teil­zie­len zu ent­wi­ckeln, das ist wich­tig. Ich erklä­re ihnen auch, wie das Aus­bil­dungs­sys­tem in Deutsch­land funk­tio­niert. Das ken­nen die meis­ten aus ihrer Hei­mat nicht.”

Tors­ten Göp­fert, Sozi­al­de­zer­nent des Krei­ses Unna, erklärt: „Es gibt eine Viel­zahl von Unter­stüt­zungs­an­sät­zen. Die­se soll­ten mög­lichst am per­sön­li­chen Poten­ti­al der Men­schen indi­vi­du­ell anknüp­fen. Die pas­sen­den Maß­nah­men kön­nen die Teil­ha­be­ma­na­ger ver­mit­teln und so bes­se­re Inte­gra­ti­ons­chan­cen und Per­spek­ti­ven eröffnen.”

Die Geset­zes­la­ge schreibt eigent­lich vor, dass Men­schen mit gerin­gen Aus­sich­ten auf einen Auf­ent­halts­ti­tel in den Lan­des­un­ter­künf­ten unter­ge­bracht wer­den. Doch immer mehr leben in den Kom­mu­nen. „Es gibt gute Grün­de dafür, zum Bei­spiel, wenn Kin­der ab sechs Mona­ten zur Fami­lie gehö­ren”, erläu­tert Farah El Marouf­fi. Und: „Sich in die Mehr­heits­ge­sell­schaft zu inte­grie­ren, ist ein gro­ßer Wunsch der Menschen.”

Netz­werk­ar­beit sei in der Anfangs­zeit ihrer Tätig­keit der wich­tigs­te Bau­stein, Gesprä­che mit den Ver­ant­wort­li­chen in der Flücht­lings­ar­beit – sowohl haupt- als auch ehren­amt­lich  – ste­hen ganz oben auf der Prio­ri­tä­ten­lis­te. Von Wer­ne konn­te sich El Marouf­fi schnell ein Bild machen. Hier ist das Stadt­haus, dort der B‑Treff der Arbeits­ge­mein­schaft Flücht­lin­ge an der Burg­stra­ße. Zu den Gesprä­chen hat die Teil­ha­be­ma­na­ge­rin oft einen Dol­met­scher an ihrer Sei­te, „denn mit eng­lisch und mei­nem marok­ka­ni­schen Dia­lekt kom­me ich nicht immer weit”, lacht sie: „Zum Glück spre­chen vie­le Gedul­de­te schon sehr gut deutsch.”

Das Pro­jekt geht auf eine Initia­ti­ve des Lan­des NRW zurück, das mit 304.000 Euro 80 Pro­zent der Per­so­nal­kos­ten über­nimmt, der Kreis selbst trägt mit 20 Pro­zent rund 76.000 Euro. Hin­zu kom­men rund 58.000 Euro Arbeits­platz­kos­ten – ins­ge­samt liegt der Kreis-Anteil damit bei 134.000 Euro. Die Ziel­grup­pe sind Gedul­de­te und Gestat­te­te im Alter von 18 bis 27 Jah­ren. Gestat­te­te befin­den sich im Asyl­ver­fah­ren und Gedul­de­te sind prin­zi­pi­ell aus­rei­se­pflich­tig, kön­nen jedoch aus ver­schie­de­nen Grün­den nicht abge­scho­ben wer­den. Man­che leben schon vie­le Jah­re per­spek­tiv­los in Deutsch­land, wobei der Sta­tus gleich­zei­tig einer der unsi­chers­ten ist. awa / PK | PKU

Anzeige

Weitere Artikel von Werne Plus

SV Stockum erleidet nächsten Rückschlag im Aufstiegskampf

Werne/Stockum. Lange sah der SV Stockum beim Heimspiel im Sportzentrum Dahl wie der sichere Sieger aus. Am Ende entglitten den Gastgebern aber alle drei...

TV Werne mit Zitter-Sieg gegen den Tabellenletzten

Werne. Haarscharf an einer Blamage vorbei schlitterten die Handballer des TV Werne bei ihrem Gastspiel in Bergkamen. Beim Tabellenletzten SuS Oberaden 3 reichte es...

Schülerin aus Werne erlebt den Bundestag aus nächster Nähe

Werne/Berlin. Die 16-jährige Victoria aus Werne kann wohl einiges von sich behaupten, was nicht viele in ihrem Alter können: Sie kennt sich im Regierungsviertel...

LippeBaskets ärgern Spitzenreiter, verpassen aber ganz großen Wurf

Werne. Die LippeBaskets feierten, der Tabellenführer verließ mit hängenden Köpfen die Ballspielhalle. Im Moment war Werne nach einem beeindruckenden Sieg obenauf, aber in Sachen...