Freitag, März 31, 2023

„Ich kann nur mein Werne retten. Aber natürlich nicht allein”

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Wer­ne. Ein zwei­ter Lock­down – das bedeu­tet vor­erst kei­ne Kino- oder Café­be­su­che, kei­ne Kon­zer­te, und kein Advents­markt. Kaum ein Berufs­zweig hat es so schwer, wie die Kul­tur­sze­ne. Was aber kön­nen Betrof­fe­ne und Bür­ger tun? Ein „Genuss­kon­to“ anle­gen, fin­det Huber­tus Water­hues, Vor­sit­zen­der des Kunst­ver­eins und Buch­händ­ler bei Bücher Beck­mann. Was es damit auf sich hat und wel­che Ver­an­stal­tun­gen „ver­scho­ben, aber nicht auf­ge­ho­ben” wer­den müs­sen, erzählt er im Inter­view mit WERNEplus.

Ein kur­zer Über­blick: Was muss alles ausfallen?

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Huber­tus Water­hues: Im Prin­zip alles. Der Mar­tins­markt, der Weih­nachts­markt, das Lite­ra­tur­nier, Ver­an­stal­tun­gen der Frei­licht­büh­ne und des flözK, die Lesung von Titus Mül­ler in unse­rer Buch­hand­lung, die jedes Jahr auf die Advents­zeit ein­stimmt und viel Anhang fin­det. Gera­de bei letz­te­rer haben wir vom Kunst­ver­ein als Mit­ver­an­stal­ter alles gege­ben, um ein geeig­ne­tes Hygie­ne­kon­zept zu ent­wi­ckeln. Wir haben die gro­ße Chris­to­pho­rus-Kir­che ange­fragt, die ein erprob­tes Kon­zept hat. Dass das und vie­les mehr aus­fal­len muss, ist sehr scha­de. Wir sind da für die­ses Jahr bestimmt schon im drei­stel­li­gen Bereich, was abge­sag­te Ver­an­stal­tun­gen angeht.

Was bedeu­tet das für die Künst­ler und Musiker?

Eine exis­ten­zi­el­le Gefähr­dung, null Ein­nah­men bei den glei­chen Kos­ten. Die nicht eta­blier­ten Musi­ker, die zu uns kom­men, die wer­den in kei­nem Radio gespielt und erhal­ten kei­ner­lei Tan­tie­men. Ich fin­de, die Öffent­lich Recht­li­chen könn­ten zum Bei­spiel dafür sor­gen, dass eine Stun­de lang eher unbe­kann­te Künst­ler zu hören sind. Phil Coll­ins wird nicht hun­gern müs­sen, wenn sei­ne Lie­der ein­mal sel­te­ner spie­len. Aber ein klei­ner Künst­ler hät­te was davon.

Aber auch Ton- und Licht­tech­ni­ker, Lkw-Fah­rer für Equip­ment, die alle habe es schwer und wer­den schnell ver­ges­sen. Es ist eine wahn­sin­nig har­te Situation.

Auch die Bür­ger ver­mis­sen die leben­di­ge Kul­tur­sze­ne. Was könn­te man tun, um trotz Coro­na­pan­de­mie am kul­tu­rel­len Leben teilzunehmen?

Als Buch­händ­ler wür­de ich natür­lich sagen: Bücher kau­fen und lesen. Und zwar nicht unbe­dingt nur die belieb­tes­ten zehn, son­dern viel­leicht auch mal loka­le Autoren oder ande­re Geschich­ten. Außer­dem lege ich per­sön­lich mir für die Coro­na­zeit eine Art „Genuss­kon­to“ an. Man kann zwar nicht ins Kino gehen, aber man kann sich oder jemand ande­rem einen Kino­gut­schein kau­fen. Man kann nicht im Lieb­lings­re­stau­rant essen, aber sich einen Gut­schein für eine lecke­re Mahl­zeit nach dem Lock­down holen. Auch die Frei­licht­büh­ne bie­tet zur Weih­nachts­zeit Gut­schei­ne an. So habe ich etwas, wor­auf ich mich freu­en kann und ich kann die Bran­che schon jetzt unterstützen.

Was hal­ten Sie von dem Ent­schluss, den zwei­ten Lock­down zu starten?

Mir per­sön­lich tut das echt weh. Ich bin ein Mensch, der Aus­stel­lun­gen und Kon­zer­te liebt, es fehlt ein Teil mei­nes Lebens. Ich habe zuhau­se eine Schub­la­de mit Kon­zert­ti­ckets von die­sem Jahr, alle nicht abge­ris­sen. Ich muss aber auch, mit Blick rund­um Deutsch­land, zuge­ste­hen, dass es sinn­voll zu sein scheint. Wenn ich eins nicht will, dann dass auf irgend­ei­nem Grab­stein steht „Dan­ke, Huber­tus“. Dann ist mir der Ver­zicht lie­ber. Man muss aber dafür sor­gen, dass die betrof­fe­nen Bran­chen über­le­ben und das kann jeder Ein­zel­ne tun. Ich kann viel­leicht nicht Köln oder Ham­burg ret­ten, ich kann nur mein Wer­ne ret­ten. Aber natür­lich nicht allein.

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