Freitag, März 31, 2023

Freilichtbühne geht virtuelle Wege bei den Proben

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Wer­ne. „Und dann gab ́s kei­nes mehr“ – mit der Insze­nie­rung des meist­ver­kauf­ten Kri­mi­nal­ro­mans aller Zei­ten soll­ten im Novem­ber drei Kri­mi-Aben­de in ganz beson­de­rer Atmo­sphä­re auf der Frei­licht­büh­ne Wer­ne statt­fin­den. Doch dann kam der „Lock­down light“ und mit ihm neue Beschlüs­se und Kon­takt­be­schrän­kun­gen: Thea­ter muss­ten schlie­ßen und die Pro­ben auf Eis gelegt wer­den. Das Ende für das Pro­jekt? Nein, sagen die bei­den Regis­seu­re und Ver­ant­wort­li­che des Stücks. Damit es wei­ter­geht, haben sie sich eine außer­ge­wöhn­li­che Metho­de für die Vor­be­rei­tun­gen aus­ge­sucht: das Com­pu­ter­spiel „Mine­craft“. Ein Gespräch mit Mari­us Przy­bil­la und Hol­ger Schulte.

Seit lan­ger Zeit spielt die Frei­licht­büh­ne das ers­te Mal einen Kri­mi für Erwach­se­ne – wie kam es dazu?

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Schul­te: Der Wunsch nach einem Stück in die­sem For­mat gibt es schon län­ger. Bereits in den letz­ten Jah­ren woll­ten wir unser Publi­kum erwei­tern. Lei­der muss­ten durch die Coro­na-Pan­de­mie alle regu­lä­ren Insze­nie­run­gen abge­sagt wer­den. Dies gab die Mög­lich­keit in die­sem Jahr einen Kri­mi mit über­schau­ba­rer Anzahl von Spie­lern zu insze­nie­ren. So war es uns mög­lich die Auf­la­gen des Gesund­heits­am­tes einzuhalten.

Wie waren die Reak­tio­nen zu dem Pro­jekt in den eige­nen Reihen? 

Przy­bil­la: Die Mit­glie­der haben sich gefreut, dass wir in die­sem Jahr doch noch eine geplan­te Pre­mie­re auf die Büh­ne brin­gen wol­len. Für die Insze­nie­rung selbst haben sich, neben den zwei Regis­seu­ren, noch acht wei­te­re Schau­spie­ler gefun­den. So hat­ten maxi­mal zehn Per­so­nen mit­ein­an­der Kon­takt. Bereits vor der Aus­wahl der Schau­spie­ler war klar, dass der zeit­li­che und orga­ni­sa­to­ri­sche Auf­wand in die­sem Schnell­durch­lauf deut­lich höher aus­fällt als bei einer nor­ma­len Saison.

Die Pre­mie­re muss­te ver­scho­ben wer­den. Wie sind Sie damit umgegangen?

Przy­bil­la: Natür­lich waren wir uns von Anfang an dar­über bewusst, dass durch die dyna­mi­sche Situa­ti­on neue Auf­la­gen und Ver­ord­nun­gen in Kraft tre­ten könn­ten. Selbst­re­dend waren wir alle sehr betrof­fen, da wir Ende Okto­ber kurz vor unse­rer Gene­ral­pro­be stan­den. Jetzt freu­en wir uns aber auf die hof­fent­lich statt­fin­den­den Ausweichtermine.

Nun sol­len die Auf­füh­run­gen im Dezem­ber statt­fin­den. Wie lau­fen die Vor­be­rei­tun­gen ab? 

Schul­te: Die Vor­be­rei­tun­gen waren für die Pre­mie­re im Novem­ber wei­test­ge­hend abge­schlos­sen. Durch die neu­es­ten Kon­takt­be­schrän­kun­gen sind die Pro­ben auf der Büh­ne lei­der nicht mehr mög­lich. Die­se bis zur Pre­mie­re im Dezem­ber aus­fal­len zu las­sen, war aller­dings kei­ne Opti­on. So ver­ab­re­de­ten wir uns zu Online­pro­ben per Video­chat. Zufrie­den­stel­lend für die Vor­be­rei­tung war das nicht, so dass es zu der ver­rück­ten Idee kam, die vir­tu­el­le Welt eines Com­pu­ter­spiels zum Pro­ben zu nutzen.

Also geht es von der Büh­ne an den Schreibtisch?

Schul­te: Ja, jedoch waren vor­her noch eini­ge Vor­be­rei­tun­gen nötig. Es stell­te sich her­aus, dass unser Büh­nen­tech­ni­ker, Nils Knö­sel, ein Mine­craft-Exper­te ist. Er ließ sich von der Idee direkt anste­cken und bau­te unser Büh­nen­bild auf sei­nem eige­nen Mine­craft-Ser­ver nach. Schnell fand sich ein Spon­sor für die Lizen­zen und wir konn­ten die­ses toll­küh­ne Pro­jekt starten.

Wel­che Unter­schie­de und Schwie­rig­kei­ten erge­ben sich bei den Online-Proben?

Przy­bil­la: Jeder Spie­ler kon­trol­liert bei die­sen Online­pro­ben eine Figur über eine vir­tu­el­le Büh­ne. Er kann zum Bei­spie­len Türen öff­nen, sich set­zen, Sachen in die Hand neh­men und mit ande­ren Spie­lern durch Hand- oder Kopf­be­we­gun­gen auch etwas über „Kör­per­spra­che“ aus­drü­cken. Den­noch ist eine vir­tu­el­le Pro­be natür­lich gar kein Ver­gleich zu einer „ech­ten“ Pro­be vor Ort. Die Inter­ak­ti­on, dass sich gegen­sei­tig auf­bau­en­de Spiel, ist nicht wirk­lich nach­zu­bil­den. Was aber über­ra­schend gut funk­tio­niert sind die Posi­tio­nen auf der Büh­ne sowie die Auf-und Abgänge.

Außer­dem kann man noch mehr an sei­ner Stim­me arbei­ten, da man Mimik und Ges­tik in die­sem Fall nicht zur Ver­fü­gung hat. Emo­tio­nen ent­wick­len sich auf der Büh­ne wie­der schnell – die Text­kennt­nis tut das erfah­rungs­ge­mäß nicht. Auch da hilft uns die­se neue Art der Proben.

Wie kam die­ser unge­wöhn­li­che Schritt bei den Schau­spie­lern an?

Schul­te: Vie­le Schau­spie­ler kann­ten die­ses Spiel nicht und brauch­ten ihre Zeit, sich in der vir­tu­el­len Büh­ne zurecht­zu­fin­den. Das ging dann aber erstaun­lich schnell. Zu Beginn gab es eine Gewis­se Skep­sis die­sem Schritt gegen­über. Die­se war dann aber schnell ver­flo­gen und alle waren sich einig, dass es einen Mehr­wert zu den „nor­ma­len“ Lese­pro­ben gab und zudem auch noch mehr Spaß macht.

Hat die „gewon­ne­ne“ Zeit auch Vor­tei­le für die Vorbereitung?

Przy­bil­la: Wir ver­su­chen die ver­scho­be­ne Pre­mie­re posi­tiv zu sehen und an uns und der Insze­nie­rung wei­ter zu arbei­ten. Außer­dem war­ten wir noch auf das eine oder ande­re Paket mit zusätz­li­chen Kos­tüm­tei­len und Requi­si­ten – die­se wer­den bis dahin auf jeden Fall ankommen.

Die Sicher­heit aller Betei­lig­ten geht vor – das machen Sie immer wie­de rdeut­lich. Auf was müs­sen sich Besu­cher einstellen?

Przy­bil­la: Rich­tig, die Sicher­heit für alle geht vor. Die Besu­cher dür­fen sich auf ein durch­dach­tes Hygie­ne­kon­zept ein­stel­len, was den Thea­ter­abend in der beson­de­ren Atmo­sphä­re nicht schmä­lert. Als Frei­licht­büh­ne haben wir auf das Wet­ter wenig Ein­fluss, aber: Es gibt nur fal­sche Klei­dung. Wär­men­de Decken etc. dür­fen ger­ne mit­ge­bracht wer­den. Außer­dem küm­mern wir uns um hei­ße Getränke.

Per­so­na­li­sier­te Tickets gibt es online unter www.soldier-island.de und unter der Reser­vix-Hot­line 01806 700 733. Alle neu­es­ten Infos fin­den sich auf der Face­book-Sei­te der Frei­licht­büh­ne sowie auf der Website.

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