Donnerstag, März 23, 2023

„Egal ob Trump oder Biden: USA-Rückkehr ist kein Thema”

Anzeige

Wer­ne. In der Nacht von Diens­tag auf Mitt­woch wäh­len die Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka ihren Prä­si­den­ten. Bleibt Donald Trump an der Macht oder löst ihn sein Her­aus­for­de­rer Joe Biden ab? Im kana­di­schen Toron­to fie­bert Ber­ni Oel­krug, der in Cleve­land (USA) gebo­ren wur­de und 1996 am Gym­na­si­um St. Chris­to­pho­rus in Wer­ne sein Abitur gemacht hat, mit. Sei­ne Stim­me hat der 42-Jäh­ri­ge, der auch die US-ame­ri­ka­ni­sche Staats­bür­ger­schaft besitzt, bereits per Brief­wahl abgegeben.

Bei einem Blick in sein Face­book-Pro­fil wird klar, wen der bei­den Kan­di­da­ten Oel­krug gewählt hat: Joe Biden von der demo­kra­ti­schen Par­tei. „Wir haben hier in Kana­da eigent­lich nicht viel zu tun mit den USA. Aber ich bin über die Spal­tung in mei­nem Geburts­land schon sehr ent­täuscht”, sagt Oel­krug, der 2012 mit Ehe­frau Aria­ne in das Hei­mat­land sei­ner Mut­ter nach Toron­to aus­wan­der­te. Daher besitzt er auch den kana­di­schen Pass.

- Advertisement -

2016 hat­te das Paar über­legt, mit den bei­den Kin­dern Ale­xia (8) und Mar­lon (6) nach San Die­go in die USA zu zie­hen. „Die­sen Plan haben wir nach Trumps Sieg aber ganz schnell an den Nagel gehängt”, schmun­zelt Oel­krug, der mit sei­nen bei­den Brü­dern in Her­bern auf­ge­wach­sen ist und in Wer­ne das Gym­na­si­um besucht hat. Wenn Trump wie­der gewählt wer­den soll­te, sei das ein Armuts­zeug­nis, fin­det der deut­sche Aus­wan­de­rer mit ame­ri­ka­ni­schem Pass.

2021 will die Fami­lie Kana­da ver­las­sen und wei­ter­zie­hen. Wohin, dass weiß Ber­ni Oel­krug noch nicht. Am liebs­ten Neu­see­land, aber das sei momen­tan in Zei­ten von COVID-19 zu schwie­rig. Eines weiß er aber genau: „Wenn Trump wei­te­re vier Jah­re im Wei­ßen Haus sitzt, ist es bes­ser, sehr viel wei­ter weg zu zie­hen.” Aber auch Joe Biden wer­de es schwer haben: „Er stün­de vor einer gigan­ti­schen Auf­räum­ak­ti­on in den nächs­ten Jah­ren. Egal ob Trump oder Biden: Eine USA-Rück­kehr ist für uns kein Thema.”

Der Hard­ware-Inge­nieur, der in Toron­to wegen der Coro­na-Pan­de­mie seit März 2020 für den Pro­zes­so­ren-Her­stel­ler Intel nur noch im Home-Office arbei­tet, hofft auf einen Wahl­sieg Bidens. „Nach den Umfra­gen soll­te es fast klar sein, aber ich traue dem gan­zen noch nicht, wur­de schon 2016 her­be ent­täuscht”, meint er. Mit der Aus­zäh­lung der Brief­wäh­ler-Stim­men wer­de der Sie­ger wohl am Mitt­woch noch nicht abschlie­ßend fest­ste­hen. Oel­krug wünscht sich einen deut­li­chen Sieg Bidens, damit kei­ne Zwei­fel an der Recht­mä­ßig­keit des Ergeb­nis­ses aufkommen.

Kri­tik an Deutsch­lands Halb­her­zig­keit bei der Pandemie-Bekämpfung

Die Coro­na-Pan­de­mie spielt natür­lich eine gro­ße Rol­le bei den US-Wah­len. „Trump passt Covid ein­fach nicht in sein Wie­der­wahl­kon­zept. Er hat es erst igno­riert, bis es zu spät war, es zu kon­trol­lie­ren. Jetzt ver­sucht er mit allen Mit­teln, dies zu ver­tu­schen. Es geht ihm nur um sein eige­nes Wohl, kos­te es was es wol­le”, sagt Oelkrug. 

In Kana­da füh­len er und sei­ne Fami­lie sich in der aktu­el­len Situa­ti­on siche­rer als woan­ders. „Bei­de Kin­der sind in der Online­schu­le, mei­ne Frau macht die let­zen bei­den Semes­ter an der Uni auch online und ich bin noch lan­ge im Home Office. Wir hat­ten über­legt, ob wir nach Deutsch­land zurück­keh­ren und hier über­win­tern, aber dann sind die Fäl­le explo­diert, weil im Som­mer zuviel geschlu­dert wur­de”, kri­ti­siert Oel­krug die Halb­her­zig­keit der Bun­des­re­gie­rung im Umgang mit Coro­na. „Das ist eine Jahr­hun­dert­pan­de­mie. Aber vie­le den­ken, alles wäre in ein paar Wochen ausgestanden.”

Kana­da habe Coro­na bes­ser gehän­delt, meint Oel­krug, der sich auch auf Berich­te sei­ner Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen, die in Deutsch­land leben, stützt. Die Gren­ze zu den USA sei­en seit März für Urlau­ber geschlos­sen, Stra­fen gegen Ver­stö­ße sei­en rigo­ros ver­hängt wor­den und fast alles funk­tio­nie­re online. In kür­zes­ter Zeit sei für die Schu­len ein digi­ta­les Lern­kon­zept auf­ge­baut wor­den. „Momen­tan wer­den 25.000 Kin­der in der katho­li­schen Online­schu­le in Toron­to unter­rich­tet”, nennt der 42-Jäh­ri­ge als Beispiel.

Ich hat­te bei allen Berich­ten und Erzäh­lun­gen von Freun­den und Fami­lie das Gefühl, dass alles zu lasch in Deutsch­land ange­fasst wur­de. DIe Kon­takt­be­schrän­kun­gen wur­den sehr schnell auf­ge­ho­ben, als hier in Kana­da noch alles zu war. Ich fan­de auch die Öff­nun­gen der Schu­len viel zu vor­ei­lig, ohne erst­mal nach Alter­na­ti­ven zu schau­en. Viele Men­schen in Deutsch­land wis­sen über­haupt nicht, war­um sie im Lock­down sind. Das Ziel ist es doch, das Gesund­heits­sys­tem durch expo­nen­ti­el­les Anstei­gen der Fäl­le nicht zusam­men­bre­chen zu las­sen”, so der ehe­ma­li­ge Schü­ler des Gym­na­si­ums St. Christophorus. 

Nun hofft er aber erst ein­mal, dass sein Kreuz­chen für Biden hel­fen wird, Donald Trump aus dem Wei­ßen Haus zu jagen.

Anzeige

Weitere Artikel von Werne Plus

„DG-Homies” mit Versammlung – Förderverein berät über Kita-Anbau

Horst. Die Jugendabteilung des Dorfgemeinschaft Horst & Wessel hat sich offiziell im letztes Jahr gegründet und nennt sich "DG-Homies". Viele der mittlerweile weit über 20 Mitglieder...

Veranstaltungen 2023: Food-Trucks fahren diesmal auf Marktplatz vor

Werne. Mit der Aktionswoche "Werne putzt sich raus" haben die Stadtmarketing-Veranstaltungen 2023 in Werne begonnen. Geschäftsführer Lars Werkmeister gab im zuständigen Ausschuss einen Überblick...

Pater Michael Mayer feiert seinen 95. Geburtstag im Heimatkloster

Werne. Auf verschlungenen und schwierigen Wegen nach Kriegsende ist Rudolph Mayer aus seiner Heimat Oppeln, wo er am 20. März 1928 das Licht der...

Smooth Invaders sind zurück – Erfolg im vollen Kolpinghaus

Werne. Nach einer erzwungenen mehrjährigen Abwesenheit, unter anderem aufgrund der Corona-Pandemie, gab das Werner-Quintett Smooth Invaders jetzt ihren Comeback-Auftritt. Im vollbesetzten Stadthotel im Kolpinghaus genossen...