Werne. Wenige Tage vor der Bundestagswahl kam die SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken in den AWO-Saal an der Hüsingstraße in Werne. Im Schlepptau hatte sie den heimischen Bundestagsabgeordneten Michael Thews. Unter dem Titel „Demokratie wählen“ warben sie geschlossen für sozialdemokratische Politik – und griffen den politischen Gegner scharf an.
„Es kommt auf jede Stimme an. Geht wählen! Desto weniger Stimmen kriegen die Nazis“, wandte sich Saskia Esken gegen die AfD, mit der die SPD keine gemeinsame Sache machen werde, nicht mal bei einem einzigen Antrag. „Wir werden uns nach der Wahl mit allen demokratischen Parteien zusammensetzen, denn 50 Prozent werden wir nicht holen“, sagte die 63-jährige ehemalige Software-Entwicklerin.
Sie wandte sich aber auch gegen Friedrich Merz (CDU) und Christian Lindner (FDP), forderte eine „Umverteilung von oben nach unten“, anstatt die Ärmsten gegeneinander aufzuhetzen. „Einkommen ist zu hoch, Vermögen zu niedrig besteuert“, warb sie für mehr Gerechtigkeit im Steuersystem.

Saskia Esken, die übrigens 2013 zusammen mit Michael Thews erstmals in den Bundestag gewählt wurde, machte in der AWO weiter im Wahlkampfmodus: „Soziales Klimageld“ statt „CO2-Preis als Allheilmittel“, sprich einen „sozialverträglichen und pragmatischen Klimaschutz“. Zudem verteidigte die Spitzenpolitikerin das Bürgergeld: „Das ist kein bedingungsloses Grundeinkommen. Wer arbeitet, hat immer mehr. Und ich werbe dafür, die Ergänzungsleistungen zu beantragen. Das sind keine Almosen, da haben die betroffenen Menschen Anspruch drauf.“
Esken machte weiterhin auf die Erfolge der Ampel aufmerksam, „auch wenn diese im Pulverdampf des Streites nicht immer gesehen werden“: Erhöhung des Kindergeldes oder des Mindestlohnes. Auf die Frage nach der Finanzierbarkeit zukünftiger sozialdemokratischer Projekte antwortete die SPD-Chefin: „Wir haben gut gerechnet. Olaf Scholz hat in den TV-Shows als einziger alle Faktenchecks bestanden.“

Siegfried Scholz, Vorsitzender der AWO in Werne und Gastgeber, fasste die Wahlkampfveranstaltung, an der größtenteils Genossinnen und Genossen teilnahmen, mit folgenden Worten zusammen: „Ehrlich gesagt: Für Sonntag bin ich nicht euphorisch, aber vielleicht geschieht ein kleines Wunder“, hofft er auf möglichst viele Prozentpunkte für die SPD.
Unbekannter sorgt für Unruhe
Ein den Organisatoren unbekannter Gast sorgte zwischendurch für sichtlich Unruhe. Zunächst bediente sich der Mann ausgiebig am reichhaltigen Kuchenbüfett, fiel danach durch merkwürdige Zwischenrufe aus.
Schließlich verließ der Unbekannte den AWO-Saal, sang später auf der Straße, ehe er sich Kindern auf dem benachbarten Spielplatz zuwandte und sie ansprach. Aufmerksame Zeugen hatten die Situation die ganze Zeit im Blick und forderten den Fremden auf, den Spielplatz zu verlassen. Ehe die benachrichtigte Polizei eintraf, war der offensichtlich geistig verwirrte Mann verschwunden.