Werne. Anfang 2021 werden die Werner Bürger Zeugen eines nicht alltäglichen Einsatzes in Sachen Denkmalschutz. Denn dann wird der um 1527 entstandene Dachstuhl der ehemaligen Fleischerei Schlunz, Steinstraße 1, von der Zimmereibetrieb Voß sorgfältig abgetragen, nummeriert und eingelagert. Der untere Kern des spätmittelalterlich Fachwerkbaus ist allerdings nicht mehr zu retten und weicht einem Neubau. 2016 wurde das Haus Steinstraße 1 an Thomas Hölscher und Ulf Klaverkamp veräußert.
Im ersten Quartal 2021 sollen die Arbeiten hier beginnen, sagte Petra Göbel, Leiterin der Abteilung Denkmalpflege, in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung Planung und Wirtschaftsförderung zum aktuellen Zeitrahmen. Der Teilumbau des Baudenkmals sei an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. So müssten zuvor die Statik geklärt und die denkmalrechtliche Erlaubnis eingeholt werden. Auch gelte es, die Baustellenlogistik zu klären und einen groben Bauzeitplan aufzustellen. So möchte man die Bauzeit in der Fußgängerzone möglichst gering halten und das Projekt möglichst schnell umsetzen. Während in der Häuserzeile die Baulücke klafft, haben die Nachbarn des ehemaligen Schlunz-Gebäudes die Möglichkeit, gegebenenfalls eigene Sanierungsarbeiten an ihren Häusern auszuführen. Sonst trennt nur eine schmale Gasse die Gebäude. Für die zeitliche Abstimmung führe man Gespräche mit den Nachbarn. Die Genehmigung der Denkmalbehörde des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) für das Vorhaben stehe noch aus, auch müsse der Bauantrag noch eingereicht werden. Hinter der neuen Fassade des Teilumbaus wird der uralte, denkmalgeschützte Dachstuhl für die Betrachter von außen allerdings verborgen bleiben.
In dem denkmalgeschützten Wohnhaus Bonenstraße 8 aus dem Jahr 1904 läuft seit 2016 die Sanierung. Es befindet sich im Besitz des Stuck-, Putz und Fliesenfachbetriebs Funhoff. Für die Zeitverzögerung seien die schlechte Substanz, Bodennässe und die gute Baukonjunktur verantwortlich. Aktuell sind die Handwerker im Innern beschäftigt. „Es dauert noch etwas, aber es wird perfekt“, meinte Göbel. Einen Eindruck von dem künftigen Aussehen der Fassade zeigt im Übrigen ein Banner am Baugerüst.
Beim Haus Burgstraße 13, ebenfalls ein Dauerthema der Denkmalpflege, seien weitere technische Details zu klären, sagte die Abteilungsleiterin zum Status quo. In wöchentlichen Telefon-Konferenzen laufen die intensiven Abstimmungen mit dem LWL und dem Architekten als Bauherrenvertreter. Beim jüngsten Ortstermin Ende November sei es insbesondere um die hydraulische Anhebung des Dachstuhls gegangen. Die Bodenunebenheiten in dem Gebäude, dessen Kernsubstanz aus dem 16. Jahrhundert datiert, betragen immerhin 40 Zentimeter.
Im ausgehenden Jahr 2020 haben neun private Besitzer denkmalgeschützter Gebäude in Wernes historischer Innenstadt für Sanierungsmaßnahmen in unterschiedlichem Umfang Anträge auf Fördermittel gestellt. Insgesamt 30.000 Euro Fördermittel seien so zur Erhaltung des Denkmalbestandes gewährt worden, bilanzierte Göbel und freute sich über die Bereitschaft der Eigentümer, denkmalgerecht zu sanieren. Aus dem Denkmalförderungsprogramm und dem kommunalen Förderprogramm der Stadt Werne zur Fassadengestaltung wurden je nach Maßnahme (Fassadenanstrich, Taubenabwehr, Dachsanierung etc.) Zuschüsse zwischen 750 und 10.000 Euro bewilligt.