Werne/ Nordkirchen. Die RCS-Gruppe zieht ihr Interesse an einer Firmenansiedlung in der Nachbargemeinde Nordkirchen zurück.
Das Werner Unternehmen, das sich längst zu einem bedeutenden Player in der Kreislaufwirtschaft entwickelt hat, hatte sich um eine Potenzialfläche für Gewerbe beworben. Jetzt nahm Geschäftsführerin Adelheid Hauschopp-Francke gegenüber WERNEplus Stellung zu dem inzwischen erloschenen Ansiedlungsinteresse – mit einiger Enttäuschung, wie sie nicht verhehlte.
Auf die geplante Erweiterung des Standorts in Werne habe das Ende des Ansiedlungsinteresses indes keine Auswirkungen. Vielmehr sieht Hauschopp-Francke das führende Unternehmen im Sekundärrohstoffbereich in der Verantwortung, auch weiterhin notwendige Betriebserweiterungen ins Auge zu fassen. Diese seien unverzichtbar, wenn man klimarelevante Ziele und wirtschaftliche Entwicklung umsetzen wolle. Denn davon hingen wiederum Arbeitsplätze, Kaufkraft und Steuereinnahmen ab.
Gleichzeitig gehe es laut dem EU-Entwurf zur Verpackungsordnung darum, die seit 2022 geltenden Recyclingquoten einzuhalten. Ab 2025 müsse Deutschland etwa bei den PET-Einwegkunststoffgetränkeflaschen einen Rezyklat-Anteil von mindestens 25 Prozent aufweisen, erläutert die Unternehmerin
Entlang der Beschlüsse des Nordkirchener Rates zum Regionalplan in den Jahren 2021 bis 2023 habe man sich für die Potenzialfläche beworben und in einem Entwicklungsprozess seit Januar 2024 mit allen Parteien in einem guten konstruktiven Austausch gestanden.
Politischer Abstand zur Ansiedlung bei Grünen und CDU in Nordkirchen
„Wenngleich sich der Ortsverband Nordkirchen von Bündnis 90 / Die Grünen in seinem Strategiepapier für die Förderung von Unternehmen der Kreislaufwirtschaft sowie für Maßnahmen zur CO2-Reduzierung ausspricht, hat er in einem sehr frühen Stadium die Ansiedlung von RCS abgelehnt, obwohl wir beide Tatbestände nachweisbar vorbildlich erfüllen“, macht Hauschopp-Francke deutlich. So habe das Fraunhofer Institut hat der RCS-Gruppe durch ihre Recyclingtätigkeit eine Einsparung von 169.063 Tonnen CO2-Äquivalenten für das Jahr 2023 attestiert.
Eine solche Leistung sei produktionsbedingt allerdings nicht in kleinen Gewerbebetrieben zu erbringen, deren Ansiedlung in Nordkirchen offenbar willkommener zu sein scheinen. „Selbstverständlich akzeptieren wir Meinungsvielfalt“, betonte sie.
Dass nun die CDU Nordkirchen im Rahmen des Planungsverfahrens politischen Abstand zur RCS-Ansiedlung genommen habe, verwundere, zumal man gleichwohl die Potenzialfläche für die Ansiedlung weiterer Gewerbebetriebe aufrecht erhalten wolle.
Bedenken zu der Versiegelung von Flächen seien so aber nicht vom Tisch. Denn gleichgültig, ob kleinteiliges Gewerbe oder industriell arbeitende Unternehmen angesiedelt würden, es gehe immer um die Versiegelung von Flächen.
Auch Nordkirchen werde in den nächsten Jahren finanzielle Herausforderungen meistern müssen, da die Ausgaben durch die bisherigen Einnahmen nicht mehr gedeckt sein werden, zeigte sie sich überzeugt. Die Wahl werde dann zwischen höheren Gewerbesteuereinnahmen und Anhebungen von Grundsteuer A und B getroffen werden müssen.
Austausch mit allen Parteien seit Jahresbeginn
Mit Erstaunen habe man bei dem Werner Unternehmen zudem wahrgenommen, dass im Infobrief der CDU Nordkirchen Bedenken über den Prozess der Grundstücksabwicklung thematisiert würden, weil die Kommune angeblich nicht mit am Verhandlungstisch sitze. Tatsächlich seien die für die gewerbliche Entwicklung benötigten Grundstücke im Besitz von zwei Eigentümern und einer davon sei die Gemeinde Nordkirchen. Somit sei der Rat unmittelbar am Grundstücksverkauf beteiligt. Außerdem stehe man seit Jahresanfang mit allen Parteien im regen Austausch und nicht (wie im selben Infobrief erwähnt) erst seit drei Monaten.
Trotz des Rückzugs von der Bewerbung bedanke sich die Leitung der RCS-Gruppe bei allen Beteiligten, die sich ernsthaft und konstruktiv mit den Ansiedlungswunsch beschäftigt hätten. Gleichzeitig äußert Hauschopp-Francke Verständnis für die Politiker/innen, die oftmals der Schelte von betroffener Bürger/innen ausgesetzt seien und die vielfältigen Interessen abwägen und vorausschauende Entscheidungen treffen müssten. „Dieses ehrenamtliche Engagement ist in unserer Gesellschaft unverzichtbar“, betonte sie.
„Wir ziehen als RCS-Gruppe offiziell unser Interesse an eine Unternehmensansiedlung in Nordkirchen zurück und wünschen den nächsten ansiedlungswilligen Unternehmen, dass sie auf ein verständnisvolleres Umfeld treffen“, hieß es abschließend.