Werne. Angelique (42) und Harry Paul Emil Bruch (41) sind seit 24 Jahren ein Paar – beide aus alteingesessenen Schaustellerfamilien und doch mit ganz unterschiedlichen Wurzeln.
Angelique, geborene Brambach, in Kindheitstagen mit Eis gereist, elterlicherseits sogar mit einer traditionellen Boxbude, und Harry P. E. Bruch ist – aus einer bekannten Schaustellerfamilie stammend – mit reisender Großgastronomie „Schwarzwaldchristel“ unterwegs. Kennengelernt haben sich beide auf der Soester Allerheiligenkirmes. Die Familie wird vervollständigt durch die gemeinsamen Kinder Maria (10 Jahre) und Hugo (9 Jahre). Die beiden helfen natürlich schon, so gut es geht, im elterlichen Betrieb mit.
Doch wie kommt die Familie Bruch zu der 47 Meter hohen Schaukel namens Excalibur, die erstmalig zu Sim-Jü 2024 nach Werne kommt? Im Gespräch sind wir der Sache auf den Grund gegangen:
Ihre Zeit als Familienbetrieb im Schaustellergewerbe begann mit einer Kinderschleife – schnell kam ein Polyp hinzu. Beides Geschäfte, die im Auf- und Abbau sowie Transport aufwendig sind, besonders wenn Doppelplätze in teilweise weit voneinander entfernten Städten gehalten werden. Schnell war klar, eines von beiden Geschäften musste weichen, und so kam die Familie Bruch zu ihrer ersten Schaukel, dem Fighter. Dieser war auch schon im Jahr 2019 zu Gast auf unserer schönen Sim-Jü. Gerade Harry hat schon immer von einer Schaukel geträumt.
Ebenso seine Frau Angelique, nur mit dem Unterschied, dass es eine große Schaukel sein sollte. Der Fighter gehört mit seinen 42 Metern Höhe tatsächlich zu den „kleineren“ Schaukeln.
Ab 2017 reiste die Familie Bruch mit dem Fighter, doch schon ein Jahr später beschloss das Ehepaar in der Kasse des Fighters auf der Sterkrader Fronleichnamskirmes in Oberhausen, dass es eine neue große Schaukel geben wird. Für große Plätze wie die Rheinwiese in Düsseldorf erhält man nur mit den größten Attraktionen eine Zusage. Fünf Meter machen hier einen deutlichen Unterschied!
Der Name Bruch steht jeher für innovative und große Attraktionen. Ein Transport mehr macht den Kohl auch nicht fett. Die sogenannten Fahrtage und die vielen Kilometer gehören zum Schaustellerleben dazu. 2019 war dann auch schon der Entwurf von der Firma KMG in trockenen Tüchern. Während der Corona-Pandemie, die das reisende Gewerbe und alle Großveranstaltungen auf Grund der Auflagen und Verbote besonders hart traf, war die junge Familie Bruch so mutig und bestellte ihre Schaukel. Nicht wissend, ob es ein Zurück zum „normalen“ Kirmesbetrieb und Schaustellerleben geben würde. Ein großes finanzielles Risiko – selbst ohne eine Pandemie im Hintergrund.
Denn nicht jede Neuheit, jede Fahrweise, jedes Thema schlägt gleich gut beim Kirmespublikum ein. Harry schwebte schnell ein Thema vor: „Huracan“, nach einem berühmten Sportwagen. Angelique hingegen konnte sich gar nicht damit anfreunden. Und schon gar nicht ihre ältere Schwester Bettina Kaiser (53), die sofort bei einem gemeinsamen Kaffeetrinken ein anderes Thema skizzierte: Excalibur – das sagenumwobene Schwert von König Artus. Dieses könne man doch ideal mit Feuer und Nebel in Szene setzen. Der Pendelarm als großes Schwert – wie füreinander gemacht. Ein zuvor angedachtes Thema rund um Dschungel und die Mayas gäbe es doch ohnehin schon genug auf der Reise. Doch Harry wollte sein Thema nicht so schnell aufgeben. Sein Wunschdesign für die neue 47-Meter-Schaukel war bereits fertiggestellt, als eine Fahrt in einer Wildwasserbahn des Movieparks seine Meinung schlagartig änderte: Auch dort ging es um das berühmte Schwert Excalibur. Mit dem Ausspruch „Deine Schwester hat recht“ wurde sofort das neue Thema bei dem Atelier Eck in Auftrag gegeben.
Harry und Angelique gaben die Gestaltung natürlich nicht ganz aus der Hand, schließlich geht es hier um den eigenen Arbeitsplatz, an dem man viele Stunden verbringt und mit dem man natürlich auch Erfolg haben möchte: So mussten immer wieder Nagellacke auf weißem Papier herhalten, um die idealen Farbverläufe zu finden. Auch der Ritter auf der Rückwand sollte nicht irgendein Gesicht erhalten. Wer genau hinschaut, wird eine große Ähnlichkeit zu dem bereits jung verstorbenen Hollywood-Schausteller Heath Ledger feststellen. Insgesamt betrug die Bauzeit ein gutes Jahr. Seine Premiere feierte Excalibur auf dem Münsteraner Frühjahrssend in 2023. 19 Monate später kommt die XXL-Schaukel nun zum ersten Mal nach Werne.
Ein paar Fakten zu Excalibur:
Höhe: 47 Meter
Gewicht: 100 Tonnen
Wird mit 3 Transporten umgesetzt
Auf- und Abbauzeit: jeweils 7 Stunden
Baujahr: 2023
Hersteller: KMG Niederlande
Maximale Fahrgastanzahl: 20
Premiere: 11. März 2023 auf dem Send in Münster, große Eröffnung auf der Recklinghausener Palmkirmes