Werne. Der Twister des Schaustellerbetriebs Deinert darf in Werne auf keiner Kirmes fehlen. Dahinter steckt, wie so oft eine Familie, die sich mit Leib und Seele den Volksfesten verschrieben hat. Im Rahmen von Sim-Jü (26.-29. Oktober 2024) ist der beliebte Oldie unter den Familienfahrgeschäften in der Nähe des Parkplatzes am Solebad zu finden.
Ein wenig verrückt muss man schon sein, nahezu jedes Wochenende im Jahr zu opfern, um auf einer Kirmes Menschen zu begeistern. Heinz Deinert ist bereits in vierter Generation Schausteller, noch um einiges länger ist der historische Rummel-Hintergrund bei Ehefrau Angela Deinert. „Ich schätze, dass es zu 95 Prozent so ist, dass man eine Vergangenheit in diesem Geschäft hat, denn das ist schon ein spezieller Beruf, bei dem man schon mal ein paar Stunden mehr in der Woche arbeitet. Das ist nicht jedermanns Geschmack, daher ist das oftmals Familiensache“, sagt der Chef des Schaustellerbetriebs.
Diese Kategorisierung trifft auf die Familie aus Dortmund zweifellos zu, denn neben Ehefrau Angela hat sich Tochter Amy ebenfalls bereits für ein Leben auf dem Rummel entschieden. Zu den Sommerferien hat die 16-Jährige ihre Schullaufbahn beendet und ist nun schon Juniorchefin mit allen Pflichten, die dazugehören: „Ich hätte auch bis zum Abitur weitermachen können, aber mir war ziemlich schnell klar, dass ich nichts anderes machen will.“ Erfahrung hat sie längst gesammelt, denn schon seit Jahren ist sie regelmäßig an den Wochenenden mit dabei. Kassieren, die typischen Durchsagen und die technische Steuerung des Twister funktionieren daher bereits bestens.
„Wir kommen immer gern nach Werne. Man merkt, dass die Bevölkerung das Fest liebt, und die Vorfreude ist immer groß.“
Angela Deinert
Der Twister stammt aus dem Jahr 1966, seit 2019 dreht er sich für die Deinerts, die erst der zweite Besitzer des Klassikers sind. Dementsprechend nach „alter Schule“ ist auch die Bebilderung mit Stars wie Louis Armstrong oder Marilyn Monroe. Das soll nach Ansicht von Heinz Deinert so bleiben: „Stars kommen und gehen heute so schnell, das wäre kaum aktuell zu halten. Außerdem unterstreicht es den klassischen Charakter des Fahrgeschäfts.“
Angesteuert wird der Twister laut der Familie von Gästen von drei bis 100 Jahre. „Viele Großeltern kommen vorbei und schildern dann ihren Enkeln, dass sie früher auch schon mit dem Twister gefahren sind. Für uns ist das schön zu sehen, wenn gleich mehrere Generationen hier ihren Spaß haben“, unterstreicht Angela Deinert.
Nach der Saison auf den Volksfesten steht für Familie Deinert noch die Mitwirkung am Weihnachtsmarkt in Dortmund an, erst im Januar gibt es dann Zeit zum Durchschnaufen und zum Restaurieren der insgesamt drei Kirmesgeschäfte. Das neue Jahr startet traditionell mit der Karnevalskirmes, ebenfalls in der Dortmunder Innenstadt. „Ab Anfang März geht die Saison dann fast komplett durch. Ganz selten gibt es im Sommer mal ein freies Wochenende“, schildert Heinz Deinert.
Die Teilnahme am größten Volksfest an der Lippe ist für die Familie schon etwas Besonderes. Sim-Jü gehört zu den drei größten Events im Jahresplan. „Wir kommen immer gern nach Werne. Man merkt, dass die Bevölkerung das Fest liebt, und die Vorfreude ist immer groß. Wir sind aber auch gern dabei, wenn die Maikirmes ansteht und alles etwas kleiner ist“, stellt Angela Deinert fest.
Für die Schaustellerfamilie startet Sim-Jü mit dem traditionellen Fußballspiel. Heinz Deinert ist als langjähriger Fußballer für das Spiel am 25. Oktober im Kader gesetzt.
Ballsport ist zudem in der Familie Tradition, denn Julie Deinert (15) spielt ebenso wie Sohnemann Heinz Deinert Jr. (10) beim VfL Bochum. Die dritte Tochter Lilly Deinert (12) hat sich für Handball entschieden. „Ich bin ganz froh, wenn die an dem Tag nicht alle dabei sind, sonst bekomme ich von denen immer so einiges zu hören, wenn es mal keinen Sieg für das Team der Schausteller gibt“, so Heinz Deinert mit einem Augenzwinkern.