Samstag, September 21, 2024

Jugendamt mit tiefroten Zahlen – Leiter Maik Rolefs: „Starke Verwerfungen“

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Werne. Der Controllingbericht aus dem Jugendamt sorgt im Jugendhilfe-Ausschuss regelmäßig für Entsetzen – und einem Gefühl der Machtlosigkeit. So war es auch am vergangenen Donnerstag (19.09.2024), als die tiefroten Zahlen dem politischen Gremium vorgestellt wurden.

„Wir müssen das kalkulierte Defizit leider von 960.000 auf rund 1,2 Millionen Euro korrigieren. Das sind starke Verwerfungen“, berichtete Jugendamtsleiter Maik Rolefs. Unter anderem habe es seit Ostern 2024 elf sogenannte Inobhutnahmen, also die vorläufige Aufnahme und Unterbringung eines Kindes oder Jugendlichen in einer Notsituation durch das Jugendamt, gegeben.

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„Das habe ich so in der Form auch noch nicht erlebt“, musste Rolefs zugeben, ergänzte aber direkt: „Das haben wir in Werne nicht exklusiv. Es ist ein bundesweiter Trend. Noch nie gab es soviele Kinderswohlgefährdungen. Dies führt unter anderem zur Ergebnisverschlechterung.“ Begleitet wurde diese Entwicklung von gestiegenen Personal- und Sachkosten, hieß es weiter.

Benedikt Striepens (Bündnis 90/Die Grünen), Vorsitzender des Jugendhilfe-Ausschusses, informierte über ein Gespräch mit dem Bürgermeister, Kämmerer und den Ratsfraktionen mit dem Ergebnis, dass ein Defizit in Höhe von 1,55 Millionen Euro im Bereich der Jugendhilfen zu erwarten sei. „Darüber brauchen wir aber gar nicht sprechen, denn wir haben darauf keinen Einfluss. Wenn Kinder in einer Notlage sind, müssen wir helfen. Daran können wir nichts ändern. Jeder Fall ist tragisch und kostet Geld“, betonte Benedikt Striepens.

Der akute Fachkräftemangel, der eine Unterversorgung an stationären Plätzen nach sich ziehe, trage zur Kostensteigerung bei, so Maik Rolefs abschließend.

Der komplette Controllingbericht ist im Ratsinformationssystem einsehbar.

Stadt Werne erhöht nicht die Kita-Elternbeiträge

Die Elternbeiträge für die Inanspruchnahme von Betreuungsangeboten im vorschulischen Bereich (Kindertagespflege und Kindertageseinrichtungen) werden nicht erhöht. So lautete die Beschlussvorlage, die einstimmig beschlossen wurde. „Die Beiträge sind schon am oberen Limit. Wir dürfen nicht zulasten von Kindern sparen“, meinte etwas Cornela Oßwald-Blaschke (SPD). Für Carolin Siegeroth (FDP) sei die Anhebung keine Alternative, weil diese die Attraktivität Wernes gefährden würde.

Die Kostenbeiträge unterliegen gemäß § 6 (2) der Elternbeitragssatzung einer jährlichen Erhöhung von 3 Prozent. „Diese Progression werden wir nicht zurückfahren“, machte Dezernent Frank Gründken deutlich und erhielt dafür Zustimmung von Christian Lang (CDU).

Kosten für Frühbetreuung in den Grundschulen verdoppeln sich

Bei Gegenstimmen der SPD wurde mehrheitlich beschlossen, den Elternbeitrag für die Frühbetreuung in den Grundschulen von 10 Euro auf 20 Euro monatlich anzuheben. „Das können wir mittragen, das ist zumutbar, weil es seit Jahren keine Erhöhung gab“, sagte CDU-Ratsherr Christian Lang.

Das Angebot der Frühbetreuung können Eltern nutzen, die vor dem Schulbeginn ab 7 Uhr einen Betreuungsbedarf haben. Während der Ferien und an Brückentagen gibt es keine Frühbetreuung. Von Seiten der OGS-Träger, die auch die Frühbetreuung übernehmen, hat die Verwaltung das Feedback bekommen, dass es immer schwieriger wird eine qualifizierte Betreuungskraft zu finden, die die einstündige Betreuung zwischen 7 und 8 Uhr übernehmen kann. Gleichzeitig steigen aufgrund der Tarifverhandlungen regelmäßig die Kosten für das Betreuungspersonal, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Maik Rolefs berichtete zudem, dass die Plätze – obwohl sie bezahlt sind – gar nicht in Anspruch genommen werden. Bis auf die Sozialdemokraten teilten alle Fraktionen die Ansicht der Verwaltung und des Vorsitzenden Benedikt Striepens, dass eine Erhöhung auch eine „steuernde Wirkung“ hätte.

Im Haushaltsjahr 2025 wird durch die Erhöhung mit Mehrerträgen von insgesamt 7.300 Euro, ab 2026 mit Mehrerträgen von insgesamt 17.500 Euro gerechnet.

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