Werne. Der Bau eines Solarparks (Freiflächen-Photovoltaik) plus Batteriespeicherung im Bereich der A1 in Werne-Horst soll einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den Anteil Erneuerbarer Energien vor Ort zu vergrößern. Vorhabenträger ist das Gemeinschaftsunternehmen Galileo Enviria Solar GmbH, Hintergrund das Erreichen der Klimaschutzziele in Deutschland bis 2030.
Im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung (ASPW) berichteten Christian Nieße und Lambert Brünemann in dieser Woche über das Projekt, das auf rund 8,5 Hektar von bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen östlich und westlich der A1 realisiert werden soll. Die Stromversorgung für 3.500 bis 4.000 Haushalte könne die Sonnenernte vom Horster Acker pro Jahr leisten, sagte Nieße zu den erwarteten Kapazitäten der Freiflächen-PV-Anlage.
Mit der Aufständerung der Module in Ost/West-Ausrichtung erreiche man eine optimale Nutzung, so Nieße. Möglich sei unter den Solarflächen eine Beweidung durch Schafe, die Beschattung der Wiese fördere zudem die Biodiversität, schilderte er. Die durch ein benachbartes Wäldchen und die bereits vorhandene Alterric-Windkraftanlage verschatteten Bereiche sollen für die Aufstellung von Batteriespeichern (Standardcontainer) dienen. Somit ergibt sich hier eine kompakte Nutzung von Windkraft, Solarenergie, Speicherung sowie von landwirtschaftlicher Fläche.
Geplanter Solarpark an der A1: Ausschuss für Ergänzung um Sondergebiet
Bauplanerisch schwierig wird es allerdings bei der Genehmigung der Anlage. Denn während für 5,5 Hektar der Fläche, die innerhalb des für die Produktion von erneuerbaren Energien „privilegierten“ 200-Meter-Streifens entlang von Autobahnen und Schienenwegen liegen, ein Bauantrag und die Übereinkunft mit dem Eigentümer reicht, befindet sich ein etwa drei Hektar großes Teilstück jenseits dieses Streifens. Für dieses „nicht-privilegierte“ Teilstück muss zuvor ein Sondergebiet ausgewiesen werden.
Die Entscheidung darüber hatte das Gremium auf dem Tisch und diskutierte kontrovers. Denn in den Fraktionen von CDU und FDP fremdelte man in den Wortbeiträgen mit dem Projekt, hätte stattdessen eine Agri-PV-Anlage – wie sie an der Stadtgrenze zu Lünen geplant ist – vorgezogen. Für die Projektentwickler scheide dies mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit allerdings aus, machte Nieße für den Vorhabenträger klar.
„Ich halte nicht viel davon, das bringt kaum Nutzen für Werne“, bekannte Ferdinand Schulze Froning (CDU). Bei einer Beschränkung auf den 200-Meter-Bereich und einer Bürgerbeteiligung könne er „mit Bauchschmerzen“ zustimmen. Lieber solle man jedoch Solarnutzung auf Gewerbe- und Privatdächern ansiedeln. Markus Rusche nahm ebenfalls den Nutzen für die Bürger in den Blick. Denn laut EEG könnten Städte für die Einspeisung pro Kilowattstunde mit 0,2 Cent beteiligt werden. „Die CDU lehnt den Antrag ab“, positionierte er sich schließlich.
Artur Reichert (FDP) mahnte, man solle doch nicht landwirtschaftliche Flächen versiegeln. Es gebe doch tausende Autobahn-Kilometer, warum hier?, fragte er. Benedikt Lange blieb für die FDP dabei. PV solle nicht auf die grüne Wiese, deshalb gebe es die privilegierten Bereiche.
Für die SPD hielt Sven Linnemann dagegen. „Wir laufen auf die Klimakrise zu, wir müssen vorankommen“, setzte er sich für mehr Freiflächen-PV ein. Außerdem sei es schwer, an Dächer von Privathäusern und Gewerbe heranzukommen. Ulrich Höltmann riet für die SPD-Fraktion ebenfalls dazu, die nicht-privilegierte Erweiterung hinzuzunehmen. „Bürgerbeteiligung wäre gut“, stimmte er außerdem Schulze Froning zu, dessen Vorschlag auch auf den anderen Fraktionsbänken Unterstützung fand.
Christian Nieße versprach, die Option der Bürgerbeteiligung mitzunehmen, räumte allerdings auch ein, dass der Einstieg in den Stromhandel sehr komplex sei und stark von der Nachfrage der Bürger abhänge.
Man hänge im Vergleich zu anderen ohnehin hinterher, mahnte Grünen-Ratsherr Klaus Schlüter, wir werden zustimmen, machte er es kurz. Für die Erweiterungsfläche, die laut Nieße eine Erhöhung der Leistung um etwa 40 Prozent bedeute, sprach sich auch Dr. Thomas Gremme für die Unabhängige Wählergemeinschaft aus. Mit der Mehrheit von 12:7 Stimmen wurde der Beschluss schließlich gefasst.