Mittwoch, Februar 5, 2025

Frühmittelalterliche Gehöfte und Funde aus der Eisenzeit in Werne

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Werne (lwl). Archäologinnen und Archäologen haben im Bellingholz in Werne mehrere mittelalterliche Hofstellen sowie Gräber aus der Eisenzeit gefunden. Auf dem Areal wird ein Wohngebiet mit bis zu 180 Wohneinheiten in Form von Mehrfamilien-, Reihen-, Doppel- und Einfamilienhäusern geplant. Doch zunächst stehen noch wissenschaftliche Grabungen an.

Eine Voruntersuchung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) hatte im Januar 2023 bereits Siedlungsspuren aus dem Frühmittelalter erbracht. Wie sich nun zeigt, befanden sich auf dem Gelände im Mittelalter mehrere Hofstellen, deren Parzellen durch Gräben voneinander getrennt waren.

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Üblicherweise bildete ein Wohnhaus den Mittelpunkt des Hofs, hinzu kamen mehrere Nebengebäude wie Scheunen, eingetiefte Wirtschaftsgebäude, sogenannte Grubenhäuser, und oft auch noch ein Brunnen.

Dr. Eva Cichy, Dr. Christopher Otto und Prof. Dr. Michael Baales (rechts) zeigen vor dem Rundgang, wie die frühmittelalterlichen Gehöfte ausgesehen haben könnten. Foto: Wagner

Im Februar dieses Jahres hat die Fachfirma Archäologie am Hellweg eG im Auftrag der RSE Grundbesitz und Beteiligungs-GmbH, begleitet von der LWL-Archäologie für Westfalen mit der Ausgrabung im Bellingholz begonnen. Die Witterung der vergangenen Wochen stellte Grabungsleiter Dr. Christopher Otto vor Probleme. „In den Grabungsflächen stand bis zu 20 Zentimeter hoch das Wasser, wir mussten Pumpen einsetzen“, so Otto.

Trotzdem komme die Untersuchung gut voran, denn schon mehr als ein Hektar wurden geöffnet, und die freigelegten archäologischen Befunde werden nun nach und nach abgearbeitet.

Bei der Voruntersuchung im Januar 2023 ließ sich bereits ein Brunnen dokumentieren. Foto: LWL/F. Geldsetzer

Neue Erkenntnisse zu frühmittelalterlichen Gehöften

„Einen Brunnen konnten wir bereits im vergangenen Jahr dokumentieren“, erläutert LWL-Archäologin Dr. Eva Cichy. Für die Hölzer des Brunnens ermittelte Dr. Thorsten Westphal, Leiter des Labors für Dendroarchäologie der Universität zu Köln, ein Fälldatum von 867 plus-minus zehn Jahre n. Chr. Ein Grubenhaus 80 Meter westlich gehörte vermutlich zu einem weiteren Hof. Nun wurden auch ganz im Osten der Untersuchungsfläche Pfostengruben eines Gebäudes und ein dazugehöriger Brunnen gefunden.

Blick über das aktuelle Grabungsareal. Foto: Wagner

Es ist anzunehmen, dass die Flächen am Rand der Lippeaue in dieser Zeit dicht mit Höfen besetzt waren. In gleicher Lage waren zum Beispiel im knapp zwei Kilometer westlich liegenden Weitkamp schon vor rund 100 Jahren Siedlungsspuren aus der selben Zeit beim Sandabbau zutage gekommen.

Keramik fanden die Forscher bei den Grabungen. Foto: Wagner

Überraschung aus der Eisenzeit

Eine Überraschung sind im Bellingholz-Süd mehrere Gräber, die nun ebenfalls entdeckt wurden. Sie sind allerdings wesentlich älter und können in die letzten Jahrhunderte v. Chr., in die Eisenzeit, datiert werden. In dieser Epoche war es üblich, die Toten zu verbrennen. Danach wurde der Leichenbrand eingesammelt. Im Bellingholz-Süd sind dann sogenannte Brandgrubengräber angelegt worden: In einer flachen Grube wurden wenige Reste des Leichenbrandes gemeinsam mit den Überresten der Grabbeigaben und des Scheiterhaufens beigesetzt.

Ob sich auch noch Spuren einer Siedlung aus der selben Zeit finden lassen, ist eine der vielen Fragen, auf die sich die Archäolog/innen Antworten durch den weiteren Grabungsfortschritt erhoffen.

Eine Grabungsmitarbeiterin bei der zeichnerischen Dokumentation. Foto: LWL/E. Cichy

Hintergrund: Baugebiet Bellingholz-Süd

Die Stadt Werne plant auf dieser circa 7,5 Hektar großen Fläche südlich und süd-westlich der bestehenden Wohngebiete Bellingholz-Nord und -Ost sowie der Vinckestraße, nördlich der Lünener Straße die Entwicklung eines neuen Wohnquartiers – Bellingholz-Süd.

Die geplante Bebauung soll von der Lünener Straße erschlossen werden. So können im geplanten Wohngebiet bis zu 180 Wohneinheiten in Form von Mehrfamilien-, Reihen-, Doppel- und Einfamilienhäusern entstehen.

Die Häuserzeile im Baugebiet Bellingholz-Süd wird nach vorne zur Straße verlegt. Visualisierung: Stadt Werne
Das geplante Baugebiet Bellingholz-Süd. Visualisierung: Planquadrat

Bei der Begehung mit den LWL-Team waren auch Gabriele Stolbrink von der Abteilung Stadtentwicklung und Thomas Scheidle, der für die Sparkasse an der Lippe die Vermarktung der Grundstücke übernehmen wird, vor Ort.

„Unsere Arbeiten dauern hier nicht mehr lange“, deutete Dr. Eva Cichy einen baldigen Abschluss der archäologischen Grabungsarbeiten an. Parallel laufe schon das Planverfahren für das neue Baugebiet, bestätigte Gabriele Stolbrink. Über einen Satzungsbeschluss könnte der Stadtrat dann im September 2024 entscheiden. Die Liste mit den Interessenten für ein Grundstück sei lang, meinte Thomas Scheidle. Dr. Eva Cichy meinte mit einem Augenzwinkern: „Kein Wunder, war das Areal doch schon vor vielen Jahrhunderten für Ansiedlungen gefragt.“

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