Werne. Für eine kleine und feine Abendmusik verwandelte sich die Martin-Luther-Kirche am Sonntagabend (21. Januar 2024) in einen Kammerkonzertsaal. Die niederländischen Musikerinnen
Annemieke Corstens und Marjolein Dispa faszinierten etwa 100 Zuhörende mit Duetten für Geige und Bratsche. In seiner sanglichen Klangfärbung und agilen Artikulation erinnerte ihr Spiel an den Zusammenklang von Sopran- und Altstimme.
Besonders zur Geltung kam das in Mozarts „Duo in G“ (KV 423). Mit dem Allegro entspann sich ein lebhafter Dialog zwischen Violine und Viola. Weder die eine noch die andere trat dabei als Wortführerin auf. Und trotz gelegentlicher Abschweifungen und Geplänkels begegneten sich beide Instrumente in liebenswürdiger Harmonie. Das Adagio intonierten Corstens und Dispa mit samtiger Innigkeit und behutsamem Empfinden. Federnd erklang das Rondo. Die obligate tänzerische Leichtigkeit hatte Mozart mit pikanten, manchmal sogar ein wenig eckig wirkenden Einwürfen gewürzt. Das brachte die beiden Künstlerinnen fein durchhörbar zum Ausdruck.
Das Duo für Violine und Viola in C-Dur verströmte die Weite der finnischen Heimat seines Komponisten Jean Sibelius. Es handelt sich um eine Originalfassung für die die beiden Instrumente, wie die Bratschistin erklärte: „Wahrscheinlich hat Sibelius das Stück für seine Kinder oder seine Studenten geschrieben, die er in Violine und Viola unterrichtete.“ Corstens und Dispa phrasierten liedhaft. Sie bauten auf einem gemessenen Crescendo eine suchende Sehnsucht auf, hielten Momente in der Schwebe, wirkten in sich gekehrt, bis ein Forte sie aufschreckte. Danach entließen sie die Melodie wie in eine weite Ferne.
Mit dem 1959 verstorbenen tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu brach eine völlig andere Stimmung herein. Das Poco Allegro aus seinen „Drei Madrigale für Violine und Viola“ begehrte auf, sein wildes Tempo gab den Musikerinnen die Gelegenheit, ihre virtuose Fingerfertigkeit zu beweisen. Die Musik pulsierte, es war, als jagdten die beiden Instrumente einander. Das Finale tönte wie ein Aufschrei – und dann setzte das Poco Andante mit einem sachten Flirren ein. Corstens und Dispa beschrieben idyllische Augenblicke, durch die sie eine nervöse Unruhe spüren ließen.
„Martinu hatte die Madrigale für das amerikanische Künstlerduo Lillian und Joseph Fuchs komponiert“, sagte Dispa. Beide hätten es bei ihren Auftritten oft mit Mozarts Duo in G kombiniert. „Daher haben wir auch diese beiden Stücke ins Programm genommen.“ Und wenn Mozart zu Beginn an ein launiges Gespräch erinnerte, schienen sich in Martinus Allegro zwei kontrovers Diskutierende gegenüberzustehen. Da gab es ein verärgertes Forte, gefolgt von einem kurzen Zueinanderfinden, das sich jedoch schnell wieder auflöste. Corstens und Dispa inszenierten das technisch versiert und ausdrucksstark – und belohnten anschließend den anhaltenden Applaus mit einer Zugabe.