Werne. 350 Jahre ist es her, dass elf Kapuziner, sieben Patres und vier Brüder, am 15. Dezember 1673 in das neu errichtete Kloster in Werne einzogen: Das feierte die Ordensgemeinschaft am Sonntagabend (17. Dezember 2023) mit einem Festgottesdienst in der voll besetzten Klosterkirche.
Der Provinzial der Deutschen Kapuzinerprovinz, Helmut Rakowski, zelebrierte die Messe und erinnerte in seiner Predigt an historische Meilensteine der Kapuziner in Werne.
Es ist das älteste noch bestehende Kloster der Provinz. Und, das steht seit dem Provinzkapitel 2022 fest, das Kloster in Werne wird auch weiterhin Bestand haben – als Seniorenkloster. Wie lange, das lässt sich angesichts sinkender Zahlen an Brüdern nicht mit Bestimmtheit sagen.
Pater Helmut Rakowski umschrieb die Situation mit den Worten: „Ein Kloster wird nicht für die Ewigkeit gebaut, sondern es wird gebaut, um an die Ewigkeit zu erinnern.“ Pfarrdechant Jürgen Schäfer griff die Formulierung am Ende des Gottesdienstes in seinem Grußwort auf – und kommentierte mit trockenem westfälischem Humor: „Für die Ewigkeit nicht. Aber nehmen wir die 350 Jahre und sagen mal: Halbzeit.“ Mit Gelächter und Applaus stimmten ihm die Gottesdienstbesucher und -besucherinnen zu.
Die enge Verbundenheit des Klosters mit der Stadt, sie kam an diesem Abend in Predigt und Grußworten zur Sprache. Der Guardian Pater Norbert Schlenker sprach sie ebenso an wie Rakowski: „Wenn ich im Habit durch Werne gehe, werde ich gegrüßt. Die Menschen wissen, wo ich hingehöre, und ich fühle mich nicht fremd hier.“ Über die Jahrhunderte sei diese enge Beziehung gewachsen. Der Provinzial rief die Zeiten der Pestepidemien in Erinnerung, als die Kapuziner kranke Mitmenschen pflegten und dabei ihre Gesundheit und ihr Leben riskierten. Das Pesthaus auf den Klostermauern zeuge bis heute davon.
Spuren hätten auch Ordensmänner wie Anizet Koplin hinterlassen, der von 1903 bis 1911 in Werne wirkte und vor allem für die Bergleute ein offenes Ohr hatte. Oder wie Pater Venantius, der mit dazu beigetragen habe, dass Werne am Ende des Zweiten Weltkriegs kampflos übergeben worden sei. „Und ich weiß auch noch, wie ich selbst als Novize auf dem Marktplatz stand und mit meinen Mitbrüdern für Solidarność gesammelt habe“, sagte Rakowski. Eine Aktion, die den Grundstein für die bis heute bestehende Städtepartnerschaft mit Walcz legte.
Bürgermeister Lothar Christ dankte der Kapuzinerprovinz für ihre Entscheidung, das Kloster in Werne nicht infrage zu stellen. „Das haben wir auch als Wertschätzung für unsere Stadt wahrgenommen.“ Die Kapuziner seien aus der Öffentlichkeit und dem alltäglichen Stadtbild nicht wegzudenken. „Sie füllen die mehr als 350 Jahre alte Geschichte mit Leben“, betonte Christ. Als Zeichen der Verbundenheit zwischen Stadt und Kloster würdigte er das ehrenamtliche Engagement von Vereinen wie der Kolpingfamilie und dem Freundeskreis Kapuzinerkloster für die Ordensniederlassung.
„Dies ist ein Konvent mit gestandenen und bewährten Ordensmännern und egal, was kommt, ihr zelebriert am jedem Sonntag drei Gottesdienste, darauf kann man sich blind verlassen“, stellte Pfarrdechant Jürgen Schäfer fest. Und er sei überzeugt, dass die von den Kapuzinern gelebten franziskanischen Ideale heute aktueller seien denn je.
Der Frauenchor am Kapuzinerkloster Werne bereicherte den Festgottesdienst musikalisch, unter anderem mit einem a-Capella intonierten lateinischen „Vaterunser“ von bewegender Schlichtheit.