Herbern. In der heutigen Zeit einen jungen Nachfolger für eine Hausarztpraxis auf dem Land zu finden, ist angesichts der vielen Praxen, die aufgegeben werden, nicht selbstverständlich. Die Gemeinschaftspraxis von den Drs. Bernhard und Sabine Lohmann sowie Birgit Edsen kann sich dagegen glücklich schätzen.
Der gebürtige Herberaner David Krieter wird ab dem 1. Oktober zunächst noch gemeinsam mit Bernhard Lohmann die Praxis an der Altenhammstraße weiterführen. Sabine Lohmann und Birgit Edsen gehen dann in den wohlverdienten Ruhestand. Ab dem 1. April 2024 kommt eine dritte Kollegin mit dazu.
„Wir sind froh, dass die Nachfolge geregelt ist. Viele bürokratische Hürden gab es auf dem Weg zu überbrücken“, sagt Bernhard Lohmann, der selbst vor 36 Jahren die Praxis von seinem Vater Karl übernommen hat. „Mit 35 Jahren ist David Krieter noch jung, aber trotzdem kompetent.“
Seit sechs Monaten ist der Internist ins Praxisleben integriert. „Menschlich und fachlich ist er hervorragend geeignet, die Patienten weiterhin zu betreuen“, sagte Sabine Lohmann. Gemeinsam mit Birgit Edsen wurden bereits alle bestehenden Hausarztverträge mit den beiden ausscheidenden Ärztinnen gekündigt. Wenn ihre Patienten/Patientinnen von David Krieter oder Bernhard Lohmann behandelt werden möchten, müssen diese Verträge neu abgeschlossen werden. Lohmann betont, dass damit unter anderem die Niederlassung, Anstellung sowie Weiterbildung von Hausärztinnen und Hausärzten in kleineren Kommunen gefördert werden, in denen die hausärztliche Versorgung altersbedingt mittel- oder langfristig gefährdet ist.
In über drei Jahrzehnten hat sich die Hausarztpraxis von Bernhard Lohmann (Allgemeinmedizin, Chirurgie, Palliativmedizin sowie Sportmedizin und Geriatrie) und Sabine Lohmann (Praktische Ärztin, Akupunktur) als ein fester Bestandteil im Herberner Dorfleben integriert. Seit dem 1.September 1999 unterstützt Birgit Edsen als Ärztin für Allgemeinmedizin das Praxisteam.
„Das Praxisleben hat sich in den vergangenen Jahren sehr gewandelt. Bis Anfang der 1990er Jahren wurde hier noch ohne Computer gearbeitet. Auch habe ich über 20 Jahre rund 500 Kinder pro Quartal behandelt. Heute bekommen Hausärzte nicht mehr die Zulassung dafür“, betont Sabine Lohmann. Das Hausarztteam weiß, dass immer mehr Auflagen im Praxisalltag erfüllt werden müssen. Wegen des allgemeinen Ärztemangels verdichteten sich zusätzlich noch die Aufgaben. Man muss sich gut organisieren, um in kürzerer Zeit zu behandeln. Etwa ein Drittel der ärztlichen Arbeitszeit wird für bürokratische Aufgaben benötigt.
Bernhard Lohmann wird bis 2026 das Praxisteam mit dem neuen Ärzteteam weiterführen. David Krieter freut sich auf seine neue Aufgabe. „Man profitiert voneinander und kann sich fachlich untereinander austauschen.“ Die fünf Arzthelferinnen, die das Praxisteam komplettieren, sind alle übernommen worden. Birgit Edsen und Sabine Lohmann gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge in ihren neuen Lebensabschnitt. „Viele Patienten und Patientinnen haben sich in den vergangenen Wochen von uns verabschiedet. Da ist auch schon mal das eine oder andere Tränchen geflossen.“
Die Zukunftspläne sind schon gestrickt. Sabine Lohmann möchte sich noch intensiver um ihre fünf Enkelkinder kümmern. Zudem stehen Reisen auf ihrer Agenda. Birgit Edsen wird die Wanderschuhe anziehen, Fahrradfahren und ebenfalls viel reisen. Costa Rica steht ganz oben auf der To-Do-Liste der 64-jährigen Davensbergerin.