Werne. Einen „Freispruch erster Klasse“ erhielt Eintracht-Kapitän Enes Akyüz am Donnerstag (14.09.2023) vor dem Sportgericht. Bekanntlich soll er den Schiedsrichter beleidigt haben. Der betroffene Unparteiische, Rachid Kaichouh, blieb der mündlichen Verhandlung fern.
Am 3. September steuerte der Fußball-Kreisligist einem ungefährdeten Heimsieg gegen SVE Heessen II entgegen, als die längst entschiedene und sehr fair geführte Partie eskalierte.
Was war passiert?
Kapitän Enes Ayküz, der nach einem üblen Foul ausgewechselt werden musste und fortan Trainer Aykut Kocabas (Urlaub) an der Seitenlinie vertrat, lieferte sich 15 Minuten vor dem Abpfiff ein eher harmloses Wortgefecht mit dem Schiedsrichter, nachdem Eintracht-Angreifer Santino Benning behandelt werden wollte, der Referee ihn aber aufforderte, das Spielfeld zu verlassen, um die Partie fortsetzen zu können.
Völlig überraschend griff der Unparteiische dann in die Gesäßtasche, fragte Akyüz nach seinem Namen, der daraufhin schnippisch „Rainer Fiebig“ (Sportlicher Leiter, Anm. d. Red.) antwortete. Konsequenz: „Rot“ für den Coach, der zuvor schon auf dem Platz die Gelbe Karte gesehen hatte.
Nach dem Schlusspfiff behauptete der Schiedsrichter gegenüber Eintracht-Offiziellen, er sei von Akyüz als „Affe“ beleidigt worden.
Marco Küster verteidigt Enes Akyüz
Eintracht Wernes Schiedsrichter und Vorstandsmitglied Marco Küster trat als Verteidiger auf und hatte vier Zeugen benannt: Geschäftsführer Sascha Hilmer, Spieler Benning, eine Betreuerin und einen Pressevertreter. Die drei letztgenannten verfolgten die Szene aus unmittelbarer Nähe. Ihre Aussagen, dass es keine Beleidigung gegeben habe, deckten sich und wiesen keine Widersprüche auf.
Michael Zahorodnyj vom Sportgericht des Fußballkreises Unna-Hamm vernahm die Zeugen getrennt voneinander. Nach rund 75 Minuten Verhandlungszeit erfolgte das Urteil: Freispruch für Enes Akyüz. „Wir glauben den Zeugen und damit dem Verein Eintracht Werne“, so Zahorodnyj kurz und knapp.
Somit ist Akyüz, nachdem er das Auswärtsspiel beim TuS Hamm wegen der Roten Karte verpasst hatte, am Sonntag (15 Uhr, Sportzentrum Dahl) gegen TuS Uentrop wieder spielberechtigt. Der Kapitän zeigte sich erleichtert und telefonierte sofort mit Trainer Aykut Kocabas. Die Verantwortlichen von Eintracht Werne fühlten sich bestätigt, eine mündliche Verhandlung in diesem Fall beantragt zu haben.
Denn: In den meisten ähnlich gelagerten Fällen schenkt die Spruchkammer eher dem neutralen Schiedsrichter Glauben und fällt Urteile gegen die Spieler. Sowohl Sportrichter als auch Zeugen konnten sich nicht erklären, warum der Schiedsrichter bei seiner Darstellung blieb. Die Möglichkeit, sich persönlich zu erklären, ließ er durch seine Abwesenheit ungenutzt.