Werne. Der Bauausschuss der Stadt Werne hat am Dienstag den Aufstellungsbeschluss zum entsprechenden Bebauungsplan gefasst und damit den offiziellen Startschuss für den Surf-Park auf dem ehemaligen Zechengelände gegeben, der seit rund eineinhalb Jahren vorbereitet wurde. Projektträger ist die private SW GmbH & Co. KG. Geschäftsführer Dr. Michael Detering stellte in einer Präsentation die SURFWRLD vor, die in allen Fraktionen Begeisterung, aber auch Erwartungen weckte. Detering versprach, alles genauso wie vorgestellt umsetzen: „Schauen Sie mir ruhig auf die Finger.“ Uneinigkeit gab es lediglich zum schnellen Vorgehen, die Öffentlichkeit zu informieren, ehe die Politik entschieden hat.
2032 könnten die Olympischen Spiele im Ruhrgebiet stattfinden – und dann die Surfwettbewerbe nicht an der Nordsee, sondern in Werne. Davon ist Michael Detering überzeugt.
Mit den Eigentümern der Brache, der Ruhrkohle AG und dem RVR, sei man sich einig geworden. Ein Verkehrsgutachten mit der Schaffung von 300 Parkplätzen ist erstellt. Artenschutz-, Lärm- und Wassergutachten kommen noch dazu.
Tourismus und Freizeiteinrichtungen müssten sich auch kritischen Umweltfragen stellen. Dazu Detering: „Natürlich will auch ein Surf-Park versorgt werden. Wir speisen unseren aber mit erneuerbarer Energie. Wir verwenden nach Möglichkeit ökologische Baustoffe. Wer bei uns surft, hat keine lange Flugreise in die Karibik. Und wir bauen nicht auf der grünen Wiese, sondern auf einer langjährigen Industriebrache, die dadurch einen ganz neuen Charme erhält. Auch wenn ich nicht garantieren kann, dass jeder Baum stehen bleibt.“
Das Wasser für die Becken komme über Uferfiltrat-Brunnen aus der Lippe und fließe bei der jährlichen Entleerung wieder zurück in den Fluss, gehe also nicht verloren. Das Wasser werde gefiltert und habe nahezu Trinkwasserqualität, sagte Dr. Detering. Und weiter: „Die Menge umfasst eintausendstel des Lippeabflusses.“ Die Aufbereitung in den Becken erfolge auch nicht durch Chlor, sondern durch eine UV- und Sauerstoffbehandlung. Baudezernent Ralf Bülte ergänzte: „Lippeverband, Bezirksregierung und Untere Wasserbehörde hätten bei diesem Verfahren keine Bedenken.“
Die Verbindung von Tourismus und Wissenschaft sorgt für ein Alleinstellungsmerkmal. Denn die Hauptanlage wird jeweils zu Beginn der kalten Jahreszeit in eine wasserbauliche Großforschungseinrichtung umgewandelt. Führende Partner hierbei sind die RWTH Aachen und die Technische Hochschule Köln. „Wir können viele Fragen zur Wellendynamik und ähnlichem in großem Maßstab untersuchen, für die ein Wasserbaulabor zu klein und der Test im Ozean zu gefährlich wären“, erläuterte Dr. Detering. Der wissenschaftliche Teil könnte schon Ende 2022 starten, der Freizeitbetrieb dann im Frühjahr des folgendes Jahres.
„Wir sind begeistert von dieser kreativen Idee. Genau das braucht Werne. Wir müssen über Grenzen hinweg denken“, äußerte sich Markus Rusche für die CDU im Ausschuss. Christian Thöne (FDP) meinte: „Die Idee kommt von einem Werner Bürger. Das ist eine ganz andere Liga. Wir müssen alle dieses Projekt unterstützen. Selbstverständlich ist der Surf-Park keine Konkurrenz zum Solebad.“ Und für Adelheid Hauschopp-Francke, sachkundige Bürgerin, liege der Charme in der Kombination mit Wissenschaft und Forschung. „Exzellent“, sagte sie und ergänzte: „Dort kann man keine Wohnbebauung errichten und für Gewerbe ist die Fläche zu klein.“ Maximilian Falkenberg (Bündnis 90 / Die Grünen) kündigte an, „darauf zu achten, was uns versprochen wird“, und nannte als Beispiel die nachhaltigen Rohstoffe.
Benedikt Striepens fühlte sich „überollt“ von dem Prozess, zunächst die Öffentlichkeit zu informieren, bevor das Projekt im Ausschuss diskutiert wird. „Das schwächt unsere Rolle als Parlamentarier. Das ging mir zu schnell. Aber blockieren will ich die Idee auch nicht.“ Auch Markus Rusche (CDU) hätte sich den „medialen Aufschlag“ erst nach der Sitzung gewünscht. Dr. Michael Detering verteidigte das Vorgehen: „Eine Verwaltungsvorlage ist nicht selbsterklärend. Es ist hilfreich, die Pläne vorher zu erläutern. Die Reaktionen sind fast durchweg positiv. Ich vernehme in der Bevölkerung ein positives Echo.“ Bürgermeister Lothar Christ pflichtete bei: „Wir hätten bei einer anderen Planung zwei Monate verloren und dann hätte vielleicht ein Konkurrent die Nase vorne gehabt.“
Denn wie Dr. Michael Detering berichtete, wird unter anderem auch in Krefeld 2023 ein Surf-Park geplant. „Wir haben medial unsere Trümpfe ausgespielt. Das war wichtig. Mit der Größe der Anlage und der Becken sowie der Wellenqualität und der Olympia-Tauglichkeit surfen wir in einer ganz anderen Liga. Andere Standorte kommen da nicht mit. Dennoch hätten wir einen Wettbewerbsnachteil, wenn die Anlage eher eröffnet wird.“
Ausschussvorsitzender Michael Zurhorst (CDU) führte in seiner letzten Sitzung die Abstimmung durch, die einstimmig – Striepens enthielt sich – für das Aufstellen des Planverfahrens ausfiel. Gleichzeitig regte Zurhorst eine Bürgerbeteiligung an und richtete sich abschließend an Dr. Detering: „An diesem Vortrag müssen Sie sich messen lassen.“
Die Stadt Werne trägt die Kosten für die juristische Begleitung der Verfahren. Die Planungsleistungen in Form von Gutachten und Planerstellung werden vom Investor getragen. Die zuständigen Büros werden direkt über den Entwickler beauftragt und bezahlt. Hoffnung besteht laut Bürgermeister Lothar Christ auf Fördermittel aus dem Fünf-Standorte-Programme, mit dem die Bundesregierung die vom Kohleausstieg betroffenen Kommunen, Duisburg, Gelsenkirchen, Hamm, Herne und den Kreis Unna bis 2038 mit maximal 662 Millionen Euro unterstützen wird.