Werne. Die heiße Phase des Sommers ist vorbei und damit auch der Ansturm auf das Solebad. In den letzten Wochen gab es im Innen- und Außenbereich jeweils eine Wasserrettung, bei der das Aufsichtspersonal helfend eingreifen musste. Auch wenn beide Vorfälle gut ausgegangen sind, ist damit die Thematik, dass einige Eltern beim Badbesuch ihre Aufsichtpflicht vernachlässigen, wieder aktuell.
Beim jüngsten Fall wagte sich ein kleiner Junge die Treppe des Sportbeckens hinunter – ohne Schwimmflügel an den Armen und ohne schwimmen zu können. Die Schwimmmeisterin griff rechtzeitig ein und zog den Jungen aus dem Wasser, während die Eltern im Außenbereich entspannten. „Kinder unter sechs Jahren kann man nicht komplett beaufsichtigen, dafür sind die Eltern zuständig“, sagt Badleiter Jürgen Thöne und vergleicht den Badbesuch mit dem eines Spielplatzes. „Auch da kann ich meine Kinder nicht einfach abgeben und mich dann entfernen.“
Selbst wenn der Großteil der Besucher des Solebades vorbildlich handele, gebe es immer wieder negative Ausnahmen. Dabei ist es manchmal der Verzicht auf Schwimmhilfen, mit denen die Kleinen ins Wasser gehen oder die Verlagerung der Aufsichtpflicht auf größere Geschwister. „Das macht natürlich wenig Sinn, wenn der zwölfjährige Bruder auf die beiden sechsjährigen Schwestern aufpassen soll“, so Thöne.
Schon vor der Pandemie hatte sich die Badleitung das Thema „Schwimmen lernen“ auf die Liste der Punkte gesetzt, die künftig noch intensiver angegangen werden sollen. „Es geht unter anderem darum, die Verantwortung der Eltern dahin zu schärfen, dass zur Grundausbildung des Kindes nicht nur das Lernen in der Schule und das Fahrradfahren gehören, sondern auch das Schwimmenlernen. Das war früher selbstverständlich, ist heute aber leider nicht mehr so“, bedauert der Badleiter, der dafür ist, dass alle Kinder, die in die Grundschule kommen, schon Grundlagen in Form des „Seepferdchens“ erworben haben sollen. Doch das ist oft nicht der Fall.
Viele Kinder sind keine sicheren Schwimmer
Das dies landesweit auch ein paar Jahre später nicht besser ist, und immer weniger Kinder schwimmen können, bestätigte 2019 eine von der DLRG vorgelegte Statistik, nach der nur noch 40 Prozent aller Kinder bis zum Abschluss der vierten Klasse das Deutsche Jugendschwimmabzeichen in Bronze erreichen. Ende der 1980er-Jahre waren es noch mehr als 90 Prozent.
Thöne ist bewusst, dass es oftmals nicht einfach ist, einen Kursplatz zu bekommen. In Bergkamen beispielsweise sind Wartezeiten von weit über einem Jahr keine Seltenheit. „Die hohe Nachfrage sehen wir als Aufgabe und wir versuchen, immer wieder Angebote zu schaffen. Dazu kommen die zusätzlichen Angebote der Vereine.“ Abseits der stark nachgefragten Kurse hat die Badleitung zu Beginn des Jahres an einigen Samstagen eine Beratungsstunde für Kinder mit Vorkenntnissen eingeführt. „Da ist dann von Kursleitern geguckt worden, wie weit die Kinder sind und wo möglicherweise noch Verbesserungsbedarf besteht“, erklärt Thöne. Dieses Angebot liegt wegen der Pandemie auf Eis, soll aber nach dem Ende der Freibadsaison wieder aufgenommen werden.
Übersicht der Herbst-Kurse ist seit Mittwoch online
Zudem sind neue Kursformen, bei dem ein Elternteil ein Kind beim Kurs begleitet, erprobt und für erfolgreich befunden worden. „Das gemeinsam Erlernte kann dann beim nächsten Badbesuch weiter geübt werden“, ist Thöne vom neuen Angebot überzeugt. Der aktuelle Kurs ist ausgebucht, aber im am Mittwoch veröffentlichten Herbstprogramm mit insgesamt 27 Kursen gibt es auch eine Neuauflage des „Eltern-Kind-Schwimm-Kurses“. Insgesamt sind zwöf Kurse im Programm, bei denen Babys und Kinder erste Erfahrungen mit Wasser machen bzw. Schwimmen lernen können.