Werne/Bowling Green. Als die Stadt Bowling Green im vergangenen Dezember von einem Tornado heimgesucht wurde, war die Betroffenheit über die Katastrophe auch in Werne groß, denn seit 2008 pflegt das Anne-Frank-Gymnasium (AFG) enge Kontakte zu mehreren Bildungseinrichtungen in der Stadt in Kentucky.
WERNEplus-Reporter Christoph Volkmer hat das betroffene Gebiet jetzt zusammen mit einer Augenzeugin besucht.
Bei der verheerenden Tornadoserie im Mittleren Westen und im Süden der USA in der Nacht vom 10. auf den 11. Dezember starben über 80 Menschen. Bowling Green gehörte zu den am stärksten durch den Wirbelsturm getroffenen Städten. Zwölf Menschen starben, weit über 100 Häuser und Gebäude waren danach zerstört und unbewohnbar.
Gut sieben Monate ist es her, dass der Tornado im Bundesstaat Kentucky eine Spur der Verwüstung hinterlassen hat. Nach Folgen des Wirbelsturms muss man bis heute nicht lange suchen. Nicole May, langjährige Lehrerin an der Greenwood High School, und maßgeblich am Erfolg des Austausches zwischen dem AFG und vier Bildungseinrichtungen in Bowling Green beteiligt, fungiert dabei als Reiseführerin.
„Entscheidend für einen Wiederaufbau der Gebäude war die Frage, ob die Bewohner eine Versicherung hatten oder nicht. Bei den Gebäuden, die jetzt schon wieder bewohnbar sind, kann man davon ausgehen, dass die Menschen eine Versicherung hatten, die schnell gezahlt hat“, sagt Nicole May und zeigt Häuser, die beispielsweise neue Scheiben und ein neues Dach erhalten haben.
Nur ein paar Meter weiter sind Wohneinheiten, bei denen die Folgen des Tornados noch deutlich zu sehen sind. An einigen Gebäuden ist eine Bautätigkeit sichtbar, andere wirken gänzlich verlassen. „Einige haben die Prämie der Versicherung bekommen und sind dann weggezogen, um woanders noch einmal neu anzufangen. Andere, die keine Versicherung hatten, versuchen den Wiederaufbau mit eigenen Kräften – und das kann dauern.“
An die Nacht des Tornados kann sich Nicole May, die seit einiger Zeit als Immobilienmaklerin arbeitet, noch gut erinnern. Hauptgrund dafür ist, dass sie und ihre Familie in der Nacht nur recht knapp von dem Tornado verfehlt wurden. „Es ist kaum vorstellbar, wenn man realisiert, dass man großes Glück hatte und nur ein paar Meter weiter die Nachbarn vor dem zerstörten Haus stehen, in dem sie bisher gelebt haben.“
Dass Wettereinflüsse immer wieder das Leben der Menschen in der Stadt beeinflussen, zeigte sich erst Anfang des Jahres. „Da hat ein Sturm die Strommasten umgefegt, so dass auch unser Haushalt ein paar Tage ohne Strom war. Dazu ist ganz in der Nähe unseres Hauses eine ganze Allee mit Bäumen umgekippt worden, die leider alle nicht zu retten gewesen sind.“
Lesen Sie am Sonntag (24. Juli), was die drittgrößte Stadt im US-Bundesstaat Kentucky touristisch zu bieten hat und wie es mit dem Austausch zwischen dem AFG und der Partnerschulen weitergeht.