Werne. Der öffentlich geförderte Wohnungsbau steckt – nicht nur in Werne – in einem Dilemma. Denn auf der einen Seite reduziert sich der Bestand merklich – etwa durch Auslaufen der Belegungsbindung. Auf der anderen Seite befindet sich die Nachfrage auf hohem Niveau. Ein Problem, dass Stadtplanung und Politik in Werne nicht erst seit gestern begleitet.
Vor vier Jahren hatte man das Thema auf Antrag der SPD-Fraktion bereits eingehend diskutiert und die Verwaltung einstimmig beauftragt, bis zum Jahr 2030 den Bau von 240 geförderten Wohnungen planerisch vorzubereiten. Wohlgemerkt, um den Nachholbedarf zu bedienen. Im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung (ASPW) wurde es am Dienstag, 26. April 2022, unter aktuellen Vorzeichen betrachtet.
Wie der Dezernent für Stadtentwicklung und Planung, Ralf Bülte, im Ausschuss berichtete, wurde seither bei den größeren Wohnprojekten geprüft, ob sich öffentlich geförderter Wohnungsbau realisieren lasse. Ziel: Bei Bauprojekten mit mehr als zehn Wohneinheiten sollen mindestens 30 Prozent davon öffentlich gefördert sein.
2022 wurden im neuen Kastanien-Quartier an der Horster Straße 28 Wohnungen bezogen, 14 davon sind öffentlich gefördert und bezogen, schilderte Bülte. Im Wohnungsbau am Brinkhof sind von 18 Wohneinheiten sechs gefördert. Im Neubaugebiet Baaken haben die Arbeiten begonnen, hier entstehen 18 geförderte Wohneinheiten, in der Brevingstraße 24. In einem frühen Planungsstadium befindet sich das große Neubaugebiet Bellingholz-Süd. Hier sollen von 160 Wohneinheiten rund 55 öffentlich gefördert sein. Alles in allem seien in nächster Zeit in Werne rund 220 Wohneinheiten in der Pipeline, so der Dezernent.
Bei der Finanzierung von gefördertem Wohnungsbau hilft das Land Nordrhein-Westfalen mit einem dafür aufgelegten Programm, erläuterte in der Sitzung Sabine Leiße, Sachgebietsleiterin Bauen und Planen beim Kreis Unna. 1,3 Milliarden Euro stünden für Förderungen von Mietwohnraum, Eigentum und Modernisierungen bereit, hieß es. Im Kreis Unna wolle man eine Modernisierungsoffensive für Wohnraum starten. Da gebe es viel gute Projekte. „Menschen sollen sich selbst mit Wohnraum versorgen können. Das ist für Leute mit wenig Einkommen aber schwierig“, betonte sie.
Die Gruppe derer, die dringend auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind, ist groß. Dies sind zum Beispiel die Rentner, hier gehen geburtenstarke Jahre in den Ruhestand.
Die Einkommensgrenze für öffentlich geförderten Wohnraum (Haushalt mit vier Personen, davon zwei Kinder), liege bei 37.400 Euro netto, das entspreche 59.438 Euro brutto, bezifferte Ralf Bülte. Somit gebe es viele Anspruchsberechtigte, ordnete er ein. Die eingangs genannte Nachfrage nach gefördertem Wohnraum lässt sich auch am Anstieg der Wohnberechtigungsscheine ablesen, die der Kreis Unna in 2019 (70) und in 2021 (100) erteilt hatte.
Die Belegungsbindung für Haushalte der Einkommensgruppen A und B liege bei 25 oder 30 Jahren, eine Verlängerung sei möglich. Die Mietobergrenze für die Dauer der Belegungsbindung beträgt 5,90 Euro pro Quadratmeter und für die Einkommensgruppe B 6,60 Euro.
Stand heute gibt es in Werne 620 geförderte Wohneinheiten. Nach Ablauf der Belegungsbindung erlischt die öffentliche Förderung. Ohne ein Gegensteuern wären im Jahr 2031 dann nur noch 354 Wohneinheiten gefördert, legte Leiße offen.
Ansprechpartner Kreis Unna: Mietwohnungsbau, Eigenheim-, Modernisierungsförderung, Andreas König, Tel.: 02303/ 27-1860 und Maren Kolter, Tel.: 02303/ 27-21960.Technische Prüfung: Thomas Maletz, Tel.02303/ 27-2260.