Sonntag, September 8, 2024

Bürgerentscheid: Nachricht in sozialen Medien sorgt für Empörung

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Werne. Zwei Tage vor dem Bürgerentscheid zum Gewerbe- und Industriegebiet an der Nordlippestraße sorgt eine Nachricht in den sogenannten sozialen Medien für Ärger und Unverständnis bei Befürwortern und Gegnern der Planung.

Über „WhatsApp“ wird die Behauptung verbreitet, im neuen Industriegebiet soll ein Unternehmen für Batterieentsorgung angesiedelt werden. „Das heißt Giftmüll direkt vor unserer Haustür“, so der Wortlaut in der Mitteilung, die insbesondere in Schülerkreisen an den weiterführenden Schulen die Runde macht. Einen Beleg gibt es nicht, dafür aber den Hinweis, eine offizielle Mail mit der Information über die Ansiedlung sei an die Werner Betriebe verschickt worden.

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Adelheid Hauschopp-Francke, Geschäftsführerin des Recyclingunternehmens RCS in Werne, und der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft „Wir für Werne“, Michael Zurhorst, seien unmittelbar beteiligt und würden „als Ratsmitglieder“ persönliche Interessen vertreten. Wer gegen diese Planung sei, müsse am Sonntag beim Bürgerentscheid mit Ja stimmen, um das Industriegebiet zu verhindern, lautet der Aufruf.

Um es vorweg zu nehmen: Die Bürgerinitiative „BIN“ distanziert sich „vehement“ von dieser Nachricht, wie Sprecher Axel Kersting WERNEplus in einer schriftlichen Stellungnahme versicherte. Darüber habe die BIN auch Adelheid Hauschopp-Francke in einem Telefonat informiert.

„Ich bedauere es sehr, dass es zu dieser Zuspitzung gekommen ist.“

Stellungnahme von Bürgermeister Lothar Christ

Bürgermeister Lothar Christ nahm auf Anfrage zu den Fakten Stellung: Es gebe keine Gespräche mit einem Unternehmen, das am Standort Werne Batterien recyclen will. „Diese Behauptung ist völlig falsch“, sagte der Verwaltungschef. Zwei Tage vor der demokratischen Entscheidung beim Bürgerentscheid auf diese Weise Stimmung zu machen, nannte Christ unsäglich: „Ich bedauere es sehr, dass es zu dieser Zuspitzung gekommen ist.“

Eine weitere Tatsache: Weder Michael Zurhorst noch Adelheid Hauschopp-Francke sind Mitglieder des Stadtrates. Hauschopp-Francke engagiert sich allerdings als sachverständige Bürgerin für die SPD im Stadtentwicklungsausschuss.

Als Informationsquelle dient den Verfassern der WhatsApp-Message offenbar eine E-Mail des „Wir für Werne“-Vorsitzenden Michael Zurhorst an die Mitglieder der Gemeinschaft. Darin appelliert Zurhorst, am Sonntag beim Bürgerentscheid für die Planung des Industriegebietes zu stimmen. In dem Schreiben nennt er ein Batterie-Recyclingunternehmen als ein mögliches Beispiel für eine klimaneutrale Entwicklung. Wörtlich heißt es: „Wer eine klimaneutrale Entwicklung möchte, muss auch Betriebe zulassen, die z.B. Batterie-Recycling machen. Ohne dies kann Elektromobilität nicht gelingen. Auch solche Firmen benötigen Flächen, und zwar in Größenordnungen wie sie in diesem Gewerbepark geplant werden.“

„Wir sind der Meinung, dass wir die Planung des Industriegebietes durchführen sollen, um eine Entscheidungsgrundlage zu bekommen, ob es überhaupt realisierbar ist“, machte Zurhorst auf Anfrage noch einmal die Haltung des Vorstandes deutlich. Wohl wissend, dass es unter den Mitgliedern viele Gegner des Vorhabens gibt. Damit sage man ja nicht, dass das Gewerbegebiet auf jeden Fall kommen müsse. Dass kurz vor der Entscheidung am Sonntag öffentlich eine falsche Behauptung aufgestellt werde und er und Adelheid Hauschopp-Francke diffamiert würden, weil sie diese Meinung vertreten, sei unerträglich.

„Wir haben und wir hatten zu keinem Zeitpunkt persönliches Interesse an diesem Standort.“

RCS-Geschäftsführerin Adelheid Hauschopp-Francke

Betroffen von den persönlichen Angriffen ist auch Adelheid Hauschopp-Francke, die auf Anfrage von WERNEplus ausdrücklich darauf hinwies, dass ihr Unternehmen keinerlei Ambitionen habe, sich im neuen Gewerbegebiet mit einem Betriebszweig niederzulassen. „Wir haben und wir hatten zu keinem Zeitpunkt persönliches Interesse an diesem Standort“, sagte die RCS-Geschäfsführerin. Gleichwohl sei sie aber der Meinung, dass das Gewerbegebiet wichtig für die weitere Entwicklung in Werne sei. „Ich kann nicht verstehen, dass eine Aussage in einer E-Mail von „Wir für Werne“ bewusst und offenbar vorsätzlich falsch interpretiert wird, um mich und unser Unternehmen öffentlich in Misskredit zu bringen. Das ist Stimmungsmache, um die Bürger zu verunsichern“, sagte Hauschopp-Francke. Sie sei Befürworterin der Planung, habe aber stets die Meinung der Gegner akzeptiert und nie jemand diffamiert. Sehr erleichtert sei sie darüber, dass sich die Bürgerinitiative von der Nachricht distanziert. „Es ist niemand damit geholfen, wenn die Diskussion über den Standort unsere Stadt spaltet“, so Hauschopp-Francke, „ganz gleich wie die Entscheidung am Sonntag auch ausgeht.“

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