Werne. Mit der Broschüre „Nachhaltiger Gewerbepark Werne“ bekommen die Werner Bürger/innen am Wochenende Informationen zum neuen Gewerbe- und Industriegebiet frei Haus geliefert.
An 14.000 Werner Haushalte werden die 27 Seiten starken Hefte, gespickt mit Inhalten rund um die Frage des Bürgerentscheids am 12. Dezember, an diesem Wochenende verteilt. Das kündigten Bürgermeister Lothar Christ und Wirtschaftsförderer Matthias Stiller am Mittwoch beim Mediengespräch im Stadthaus an. Seit dem Nachmittag ist das kompakte Info-Paket zudem online auf der Homepage der Stadt einsehbar. Im Stadthaus sind die Hefte ebenfalls zu bekommen.
„Zum zweiten Mal wird mit einem Bürgerentscheid eine wichtige Entscheidung in die Hände der Bürger gelegt, das ist eine demokratische Sternstunde“, so Christ. Das Thema ist komplex und anspruchsvoll, deshalb muss man informieren“, schickte Christ voraus. Die Bürgerschaft mit sachlichen Informationen zu versorgen, sei eine Bringschuld der Stadt und keine Holschuld der Bürger/innen, betonte er. Innerhalb weniger Wochen habe Matthias Stiller das Material zusammengetragen, lobte er das Ergebnis der Arbeit.
Mit der Informationskampagne, zu der neben der Broschüre auch Flyer und bis zum Wahltag am 3. Advent regelmäßige Infostände in der Fußgängerzone (freitags und samstags) zählen, werben Verwaltung, Wirtschaftsförderung und fünf von sechs Ratsfraktionen dafür, die Planung für die Gebietsentwicklung zu prüfen. Der Ausgang des Verfahren sei gleichwohl völlig offen, versicherte Stiller, dass die Planungen gegebenenfalls auch eingestellt werden könnten, sollten beispielsweise wichtige Ergebnisse aus den dann einzuholenden Gutachten dagegen sprechen.
„Stimmen sie für die Zukunft unserer Stadt“, wendet sich Lothar Christ gleich zu Beginn der Broschüre an die Wähler/innen. „Mein Ziel ist es, ökologische und ökonomische Interessen gleichermaßen zu berücksichtigen. Daher spreche ich mich für einen Nachhaltigen Gewerbepark Werne aus“, schreibt der Bürgermeister. So will man sich im Stadthaus dem Balanceakt zwischen Anforderungen des Klimaschutzes, der Nachhaltigkeit und einer wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt stellen.
Im Heft informiert Matthias Stiller über einen Maßnahmenkatalog für Gewerbegebiete der Zukunft, den die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Unna schon im Dezember 2020 zusammen mit Umwelt- und Fachagenturen erarbeitet hätte. „Dieser Katalog befasst sich intensiv mit der Frage, wie man Gewerbegebiete neu entwickeln kann. Dabei spielen Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung zentrale Rollen“ (S.4). Als Beispiele für die Ausstattung künftiger Gewerbegebiete werden dann etwa Entsiegelung von Flächen, Retentionsmulden, Photovoltaikanlagen, Smarte Beleuchtung, Regenerative Energien oder Fassadenbegrünung aufgeführt.
Unterstützung finden Verwaltung und Wirtschaftsförderung bei den Fraktionen von CDU, SPD, FDP, Unabhängige Wähler Werne und Linksfraktion. „Diese halten nach dem Bürgerbegehren an dem gemeinsamen Weg fest“, verwies Lothar Christ auf die Statements der Fünf in der Broschüre. Auch „Wir für Werne“ und die Mittelstands- und Wirtschaftsunion MIT positionieren sich: Wer die Planung des Nachhaltigen Gewerbepark Werne unterstützt, der sagt NEIN zum Bürgerentscheid mit der Fragestellung: „Sind Sie dafür, das im Bereich der Nordlippestraße Nord KEIN neues Gewerbegebiet entwickelt wird?“
Ferner melden sich neben Geschäftsführern Werner Unternehmen zum Beispiel auch der Dortmunder IHK-Geschäftsführer Stefan Schreiber oder der Leiter der Freiherr-vom-Stein-Berufsschule, Helmut Gravert, zu Wort.
Die Frage der Flächenversiegelung wird ausführlich thematisiert. Der Regionalverband Ruhr (RVR übernehme die Regionalplanung. „Flächen sollen behutsam geplant oder geschützt werden und kein überdimensionierter ,Flächenfraß´ darf zugelassen werden“ (S.18). Die Entwicklung des Gewerbeparks Nord sei auf Werner Stadtgebiet die einzige Option, weil man nur hier noch den von der Regionalplanung vorgeschriebenen Kontakt zum Siedlungsbereich vorfinde. Ein von der Stadt vorgesehener Standort an der A1, so Lothar Christ, sei deshalb nicht möglich gewesen. Bei Flächenverbrauch müssten zudem im Zuge von Ausgleichsmaßnahmen andere Flächen naturnah aufgewertet werden, hieß es ferner.
Für die Infrastrukturprojekte in der Stadt seien gewerbliche Steuern und andere Einnahmen wichtig. Dazu werden unter anderem der Neubau des Solebads, der Marga-Spiegel-Schule oder die Sanierung der Fußgängerzone genannt.
Die Vorprüfung des RVR über schädliche Umweltauswirkungen sei in der Gesamtbewertung positiv ausgefallen, sagte Matthias Stiller. Zwar seien bei „Luft“ und „Klima“ erhebliche Auswirkungen zu erwarten, bei den Kategorien „Tiere“, „Boden“, „Wasser“, „Landschaft“ und „Pflanzen“ dagegen aber keine, führte er aus.
Auf Wandel bei der Gestaltung künftiger Gewerbegebiete setzten deshalb Bürgermeister und Wirtschaftsförderer und sahen auch im Bereich der Unternehmen den Willen, dies umzusetzen. Welche Ansiedlungen kommen, entscheide letztlich die Stadt und könne dafür konkrete Kriterien festlegen. „Wir wollen am Standort Wirtschaft und Klimaschutz zusammenbringen“, so Christ.