Nordkirchen. Amos Pieper ist nicht nur in seiner Heimatgemeinde ein gefragter Mann. Bei der U 21-Europameisterschaft holte der Nordkirchener mit der deutschen Fußball-Auswahl den Titel. Ein kurzer Besuch in der Heimat war für den 23-Jährigen jetzt Ehrensache.
Bürgermeister Dietmar Bergmann hatte bei einem kleinen Empfang im Nordkirchener Bürgerhaus den Weg von Amos Pieper von der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zum U 21-EM-Titel kenntnisreich zusammengefasst. An einer Stelle fragte Bergmann aber noch nach. Denn die Party im Anschluss an den 1:0-Endspielerfolg von Ljubljana sei alles andere als „ruhig“ gewesen. Es gibt da zum Beispiel dieses Beweisvideo im Internet, Pieper stimmt textsicher „Wonderwall“ von Oasis an. „Nach zwei Bier geht das“, flachste der wohl berühmteste Sohn der Gemeinde.
Der Titel, so der Bundesligaprofi von Arminia Bielefeld, sei umso wertvoller, da die Experten im Vorfeld auf die Niederlande, Portugal, Spanien, England oder Frankreich getippt hatten nicht aber auf die DFB-Elf. Die, so Pieper, habe den viele 100 Millionen Euro schweren Kadern der Konkurrenz ein so einfaches wie wirkungsvolles Mittel entgegengesetzt: „Teamgeist. Das fing im Trainingslager in Tirol an. Nach dem Elfmeterschießen gegen Dänemark im Viertelfinale ist dann noch mal ein zusätzlicher Ruck durchs Team gegangen. Ab da an war klar: Das ist unser Turnier.“
Vielleicht kommt ja in Kürze ein zweiter großer Titel hinzu, denn auch im Aufgebot für Olympia ist Pieper wahrscheinlich mit von der Partie. In wenigen Tagen verkündet Trainer Stefan Kuntz den Kader. „Ich hab’ Bock auf Tokio“, unterstreicht der Innenverteidiger. Zwar kollidieren die Spiele mit der Vorbereitung in Bielefeld (eine Abstellungspflicht gibt es, anders als bei der EM, nicht), aber die Ostwestfalen hätten ihm die Teilnahme zugesichert. Möglich, dass sich Pieper revanchiert, indem er ein neues Arbeitspapier bei den Ostwestfalen unterzeichnet. Zumindest 2021/22 kicke er wohl weiter auf der „Alm“.
Markus und Beate Pieper, die Eltern von Amos, begleiten und unterstützen ihren Sohn, wo es nur geht. Auch beim Finalspiel waren sie live vor Ort. „Manchmal ist es aber schon eine Parallelwelt. Aber er darf seinen Traum leben. Das macht uns alle stolz und glücklich“, sagte Mama Beate. Sein Vater war froh, dass es kein Elfmeterschießen gab. „Das kann ich nicht mit ansehen. So war es schon spannend genug.“