Werne. Zahlreiche, verschiedene Ausbildungsplätze – und nur wenige Bewerbungen. Diesem Problem stellen sich kurz vor Ausbildungsbeginn viele Werner Unternehmen.
Der Grund dafür liegt nicht zuletzt in der Pandemie: „Wir waren dieses Jahr nicht so präsent, konnten nicht auf Messen gehen und junge Leute informieren“, sagt Jessica Böckmann von RCS Entsorgung. Auch könnten laut Böckmann einige potenzielle Bewerberinnen und Bewerber glauben, in der Pandemiezeit werden gar nicht erst Ausbildungen angeboten. Gerade bei den kaufmännischen Ausbildungen gab es im Jahr 2020 etwa 150 Bewerbungen. Dieses Jahr waren es nur die Hälfte, etwa 80.
Dabei habe das Unternehmen, wie viele andere in Werne, viel zu bieten: „Eine faire Bezahlung mit Prämien, einen sicheren Arbeitsplatz, Hilfe bei der Prüfungsvorbereitung und natürlich viel zu lernen“, so Böckmann.
Stellen, die sowieso nicht besonders beliebt waren, konnten in diesem Jahr nicht vollständig besetzt werden. So sucht das Unternehmen noch Berufskraftfahrer, Industriemechaniker und Maschinen- und Anlagenführer. Die Bewerbungsphase bleibt unbegrenzt, „damit sich auch noch Späteinsteiger bewerben können“, so Böckmann.
Auch die Tendenz der Schülerinnen und Schüler nach dem Abschluss erstmal weiter zur Schule zu gehen, sei Grund für die geringe Nachfrage. Laut Dirk Vohwinkel von der IHK sei auch die Mitwirkung an digitalen Orientierungsangeboten und Messen sehr gering gewesen. Etwa 100 Ausbildungsverträge vergeben Unternehmen im Bereich Industrie, Handel und Dienstleistungen in Werne. „Die Hälfte aller Verträge sind vergeben, letztes Jahr waren es um die gleiche Zeit mehr. Aber wir gehen stark davon aus, dass alle Plätze besetzt werden“, so Vohwinkel. Mit allen anderen Branchen sind es insgesamt etwa 140 Verträge, die jedes Jahr in Werne geschlossen werden.
Andere Unternehmen scheinen von dem Problem fehlender Nachfrage weniger betroffen zu sein: Claudia Vieter von Klingele Papierwerke zieht eine positive Bilanz aus dem Bewerbungsjahr: „Wir haben Glück gehabt, speziell für die handwerklichen Berufe, wie Elektroniker, sind viele Bewerbungen eingegangen.“ Ein Grund dafür könnte sein, dass sich oftmals die Kinder oder andere Personen aus dem Umfeld der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewerben. „Wir haben deshalb auch Praktika angeboten, trotz Corona“, so Vieter. Laut Dirk Vohwinkel von der IHK Dortmund sei genau das wichtig, um den Anschluss an die Schülerinnen und Schüler nicht zu verlieren – ebenso auch digitale Angebote, damit sich Interessierte trotz Pandemie informieren können. „Der Ausbildungsmarkt in Werne ist so gut wie noch nie. Aber die Nachfrage ist oft zu gering“, zieht er Bilanz.
Laut Vohwinkel sei es ebenfalls wichtig, Bewerbungstrainings und digitale Angebote schon in der Schule zu besprechen. „In diesem Jahr standen für die Schulen andere Dinge im Vordergrund. In Zukunft ist es wichtig, dass Berufsorientierung vermittelt wird und Bewerbungstrainings geleistet werden. Dann würden sich vielleicht mehr Leute trauen an digitalen Messen mitzumachen und Fragen zu stellen“, ist er sich sicher.